UPM-Biofore-Magazine-1-2017-DE

Tages stillsteht. Wenn es benutzerfreundliche Alternativen zu wettbewerbsfähigen Preisen gibt, sinkt das Interesse daran, selbst ein Fahrzeug zu besitzen.“ Hohe Kosteneinsparungen für Unternehmen Blériot erklärt, dass das Kosteneinsparungspotenzial für Unternehmen ein großer Anreiz sei. Unternehmen erkennen das hohe wirtschaftliche Potenzial, das imRecycling und imVerkauf von Neben­ strömen sowie in derenWeiterverarbeitung zu neuen Produkten liegt. Laut Blériot muss man sich vor allem auf die einzelnen Teilschritte in einer Kreislaufwirtschaft konzentrieren. Dies sei der einzigeWeg, um alleMöglichkeiten voll auszuschöpfen. „Geschäftsmodelle, die auf der Kreislaufwirtschaft basieren, erfordern zudemneue Arten von Partnerschaften zwischen Unternehmen.“ Blériot ist davon überzeugt, dass das neueWirtschafts­ modell in vielen Branchen dieWettbewerbspositionen neu ausrichten wird. Die Unternehmen und Länder, die ihre Methoden am schnellsten ändern, werden anfangs ammeisten profitieren. „Die Kreislaufwirtschaft bietet Unternehmen eine groß­ artigeMöglichkeit, sich neu zu erfinden und neue Chancen zu nutzen.“ Noch zu früh für die große Umstellung Die Kreislaufwirtschaft wird überall auf der Welt heiß disku- tiert, doch zu nennenswerten Veränderungen kommt es nur zögerlich. Auf die Frage, wie lange es dauern wird, großan- gelegte Ideen in die Tat umzusetzen, hält sich Blériot mit Schätzungen zurück. „Es ist noch zu früh für die große Umstellung. Viele positive Entwicklungen sind jedoch schon jetzt unter der Oberfläche sichtbar. Zwar nutzt noch kein Unternehmen die Kreislauf­ wirtschaft zu 100 %, doch viele bewegen sich bereits in die richtige Richtung.“ Blériot ist der Meinung, dass Regierungen ebenfalls eine wichtige Rolle spielen werden. Ihm ist aufgefallen, dass weltweit eine effizientere Rohstoffnutzung aktiv unterstützt wird. Der Fortschritt wird jedoch teilweise durch veraltete Gesetze und bürokratische Hindernisse verzögert. Initiativen, wie das ehrgeizige Kreislaufwirtschaftspaket der Europäischen Kommission, zeigen, dass der Wunsch nach einemWandel vorhanden ist. Das Paket setzt mit einer Strategie für Ressourceneffizienz und Nachhaltigkeit den Rahmen für eine Beschleunigung der europäischen Konjunktur in den kommenden Jahren. „Das Kreislaufwirtschaftspaket könnte Unternehmen dazu ermutigen, strategische Änderungen in die richtige Richtung vorzunehmen. Es könnte sogar zu einigen schnellen Änderungen führen.“ 

Nutzung von Rohstoffen, das Recycling von Materialien und den Austausch von nicht erneuerbaren Ressourcen durch erneuer- bare erreichen“, so Blériot. In einer vollständigen Kreislauf­ wirtschaft wird keinMüll erzeugt, da

Dieser Trend wird durch rapide technologische Entwicklungen beschleunigt: Neue Technologien machen es zumBeispiel bereits möglich, Solarenergie viel schneller nutzbar zumachen als früher.

Grundsätzliche Änderungen des Konsumverhaltens

Überschüsse und Nebenströme aus Herstel­ lungsverfahren von anderen Akteuren des Kreislaufs als Rohstoffe genutzt werden. „Sobald das Produkt das Ende seines Lebenszyklus erreicht, kehren dieMaterialien in den Kreislauf zurück. Sie werden zur Herstellung ähnlicher Produkte oder auf andereWeise wiederverwendet.“ Blériot betont, dass Unternehmen bereits bei der Produktentwicklung einplanen sollten, wieMaterialen wiederverwendet oder kosteneffizient recycelt werden können. Biomasse birgt enormes Potenzial Blériot ist davon überzeugt, dass Biomasse und Rohstoffe auf biologischer Basis zu einemwesentlichen Bestandteil der Kreislaufwirtschaft und neuer Kreislaufinnovationen werden. „Finnland nimmt auf diesemGebiet eine Vorreiterrolle ein. Das Land verfolgt eine solide bioökonomische Strategie. Es ist interessant zu sehen, welche Arten neuer Materialien und Produkte aus Rohstoffen auf biologischer Basis entwickelt werden. Produkte wie Biochemikalien und Biokraftstoffe sind großartige Beispiele.“ „Nicht erneuerbare Energien durch erneuerbare zu ersetzen, ist ein weiteres wichtiges Ziel der Kreislauf- wirtschaft“, so Blériot.

Blériot betont, dass mit der Kreislaufwirtschaft nicht versucht wird, das wirtschaftliche Handeln zu reduzieren. Ganz imGegenteil. Sie kann das Wirtschaftswachstum sogar beschleunigen, da Unternehmen wettbewerbsfähiger und Innovationen aktiv gefördert werden. Verbraucher werden zudemnicht mehr dazu angehalten, ihren Lebensstandard zu verringern. Blériot sieht jedoch bedeutende Änderungen der Verbrauchergewohnheiten voraus. „Die Art undWeise des Konsums wird sich ändern. Der Schwerpunkt wird nicht mehr auf demBesitz von Produkten sondern auf „Pay-per-use“-Modellen liegen. Das heißt, dass Verbraucher und UnternehmenWaren und Dienstleistungen vermehrt untereinander teilen werden.“ Als positives Vorbild nennt Blériot das Transportwesen. Ein Beispiel dafür ist eine mobile App, mit der man für jede Fahrt das am besten geeignete Transportmittel wählen kann und somit Verkehrsmittel wie Busse, Züge und Taxis nahtlos in einem einzigen Paket kombiniert werden. Blériot glaubt, dass neue Konzepte für „Mobilität als Dienstleistung“ in den kommenden Jahren zu einem erheb- lichen Rückgang des Bedarfs an privaten Fahrzeugen führen wird. „Ein Auto ist eine teure Anschaffung, die über 90 % des

Joss Blériot

FAKTEN

Nur 20 % aller Materialien werden wieder­ verwertet

Der durchschnittliche Bürger eines wohlhabenden OECD-Landes verbraucht pro Jahr insgesamt 800 kg Lebensmittel und Getränke, 120 kg Verpackungsmaterial und 20 kg neue Kleidung und Schuhe. Nur 20 % des gekauften Materials wird nach dem Gebrauch recycelt. Die übrigen 80 % werden aus dem Kreislauf genommen und in Verbrennungsanlagen und auf Müllhalden oder als Abwasser entsorgt. Allein im Vereinigten Königreich könnte die Wiederverwertung und Weiterverarbeitung der Lebensmittelabfälle aller Haushalte und Restaurants in Biogas, Nährstoffe und Chemikalien neue Geschäftskanäle im Wert von 1,4 Milliarden EUR erzeugen. Zudem ließen sich im Vereinigten Königreich durch das Recycling von Textilien pro Tonne Altkleidung rund 1.800 EUR generieren.

Joss Blériot ist davon über­ zeugt, dass neue Konzepte für „Mobilität als Dienst­ leistung“ zu einem Rückgang des Bedarfs an privaten Fahrzeugen führen werden. Als Beispiel nennt er eine App, mit der man die am besten geeigneten Transport­ mittel wie Busse, Züge und Taxis auswählen und in einem Paket kombinieren kann.

Quelle: Towards the circular economy, Bericht Nr. 2, Ellen MacArthur Foundation

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