UPM-Biofore-Magazine-1-2017-DE

Raimo Kauppila, Katja Viitikko, Markus Schortemeyer, Leena Kunnas und Mogens Erlingson am Forschungs- zentrum von UPM in Lappeenranta, Finnland.

UPM und Yara arbeiten an der Entwicklung eines Düngers, der nicht nur leicht zu transportieren und auszubringen ist, sondern auch alle erforderlichen Nährstoffe genau zur richtigen Zeit bereitstellt, um ein optimales Wachstum zu erzielen.

aber die Nährstoff­ zusammensetzung ist nicht ideal. Der Schlammmuss daher mit Pflanzen­ nährstoffen angereichert werden“, erklärt er. „Wennman den Schlamm in

Siilinjärvi derzeit jährlich 1,5Millionen Tonnen Düngemittel her, von denen rund 80 % exportiert werden.

Jari Pentinmäki

Innovation als Antwort auf zukünftige Herausforderungen Das globale Bevölkerungswachstum, der Klimawandel und der steigende Lebensstandardmachen eine immer produktivere Nutzung von landwirt­ schaftlichen Flächen erforderlich. Mit dem steigenden Lebensstandard in den Schwellenländern nimmt zudemder Fleischkonsum zu. Für die Produktion von einer Tonne Hühnerfleisch werden zwei Tonnen Getreide benötigt. Für eine Tonne Schweinefleisch sind bereits vier Tonnen und für eine Tonne Rindfleisch sogar acht Tonnen Getreide erforder- lich. Dazu kommt, dass der Verbrauch von Getreide imLaufe der letzten fünf Jahrzehnte um 2,1 % pro Jahr gestiegen ist, während das jährliche Bevölkerungs­ wachstumnur 1,6 % betrug. „Bis 2050müssen wir in der Lage sein, 60 %mehr Lebensmittel zu produzieren. Aktuell werden 34 Millionen Hektar landwirtschaftli- cher Fläche außerhalb Europas genutzt, umLebensmittel für die europäi- sche Bevölkerung zu produzieren. Wir solltenmehr Verantwortung für unsere eigene Lebensmittelproduktion über- nehmen. Wir müssen in der Lage sein, bessere Ernteerträge zu erzielen. Dies muss aber auf eine nachhaltigeWeise geschehen, bei der die Emissionen und die Auswirkungen auf das Klima berück- sichtigt werden“, so Jari Pentinmäki , Leiter der Marketingabteilung von Yara Nordic. Yara ist ein globales Unternehmen, dessen Forschungstätigkeit großen Einfluss darauf hat, wie unterschied- lichste Getreidearten auf der ganzen Welt gedüngt und wie effizient landwirtschaftliche Flächen genutzt werden. „Der globale Kundenstamm von Yara umfasst 20Millionen Landwirte. Forschungsprojekte, Praxistests und

seiner ursprünglichen Form verwenden würde, müsste man Dutzende Tonnen pro Hektar ausbringen. Unser Projekt untersucht, welche Nährstoffe in den Nebenströmen vorhanden sind und wie wir sie mit Mineraldünger anreichern müssen. Ziel ist es, die Pflanzen optimal zu versorgen und den Landwirten eine benutzerfreundliche Lösung zu bieten“, fügt Kauppila hinzu. In Finnland ist die Vegetationszeit kurz und intensiv. Am besten werden die Nährstoffe aus Düngemitteln von den nördlichen Gewächsen zu Beginn des Sommers verwertet. Aus diesem Grund wird vorrangig während der Aussaat imFrühjahr gedüngt, nach Bedarf muss eventuell nachgedüngt werden. Wenn die Pflanzen alle verfüg- baren Nährstoffe verwerten, verbleiben keine Restnährstoffe auf den Feldern, von wo aus sie in Gewässer gelangen könnten. Der richtige Zeitpunkt ist daher entscheidend: Die Pflanzen benö- tigen die Nährstoffe genau zur richtigen Zeit, damit sie optimal wachsen und alle Nährstoffe imLaufe der Vegetationszeit aufbrauchen. „Gegenüber organischen Düngemitteln habenMineraldünger einige große Vorteile – zumBeispiel ihren hohen, ausgewogenen Nährstoffgehalt aber auch Vorteile hinsichtlich logistischer Aspekte. Mineraldünger lässt sich leicht verpa- cken, transportieren und ausbringen.“, so Kauppila. Die Düngerlösung wird im Sommer 2017 in der Forschungsstation Kotkaniemi getestet, die von Yara betrieben wird. Die Forschungs- und Entwicklungsmaßnahmen sowie die Praxistests werden im Jahr 2018 fortgesetzt. Yara Finnland stellt in seinen finni- schenWerken in Uusikaupunki und

die Vermittlung neuer Erkenntnisse sind ein immer wichtigerer Teil unseres Geschäfts“, so Pentinmäki. Die Branche versucht mit maßge- schneiderten Düngemitteln auf den Nährstoffedarf und dieWachs­ tumsphasen der jeweiligen Pflanze sowie die Herausforderungen der globalen Lebensmittelproduktion zu reagieren. „In letzter Zeit haben wir intensiv an der

demMarkt erhältlichen Düngemittel sein. „UPMund Yara verfolgen das gemeinsame Ziel, einen effizienten und industrietauglichen Recycling-Dünger zu entwickeln, der eine saubere und rentable Nahrungsmittelproduktion im Inland ermöglicht und gleichzeitig die Umweltbelastung minimiert. Dieses gemeinsame Projekt ist ein ideales Beispiel für die Kreislaufwirtschaft, Ressourceneffizienz und indus­ trielle Zusammenarbeit“, freut sich Esa Laurinsilta , Director of Strategic Partnerships bei UPM. Trotz ihrer Vorteile kann von ihnen keine universelle Lösung für das effiziente Recycling von industriellen Nebenströmen und den steigenden Lebensmittel­ bedarf aufgrund des Bevölkerungs­ wachstums erwarten. „Die Begeisterung für Recycling- Dünger ist teilweise auch unbegründet. So ist die Lebensmittelqualität in Finnland beispielsweise hervorragend und sollte nicht durch das Einbringen von Fremdstoffen in den Nährstoffreis­ lauf gefährdet werden. Für Yara ist die Zusammenarbeit mit UPMein bedeu- tendes Projekt, da beide Parteien auf die Entwicklung eines durchdachten, funktionalen und nachhaltigen neuen Düngemittels hinarbeiten, das der tatsächlichenMarktnachfrage gerecht wird“, schlussfolgert Pentinmäki.  sind Recycling-Dünger kein Allheilmittel: Man

NUTZUNG DER NÄHRSTOFFREICHEN NEBENSTRÖME VON UPM Die finnischen Produktionsanlagen von UPM erzeugen jährlich unge­ fähr 430.000 Tonnen organischen Schlamm (ungefähr 165.000 Tonnen Feststoffe). Dieser Schlamm enthält rund 2.200 Tonnen Stickstoff, 320 Tonnen Phosphor und 370 Tonnen Kalium. Die mit Biomasse betrie­ benen Kraftwerke, die sich entweder zum Teil oder vollständig im Besitz von UPM befinden, erzeugen jährlich ungefähr 70.000 Tonnen an Asche, die für die Düngemittelherstellung geeignet ist. Allerdings können nicht alle Abfallprodukte gleichermaßen als Dünger wiederverwendet werden – dies ist von ihrem Nährstoff- und Schwermetallgehalt abhängig. Einige der Schlamm- und Aschetypen können in unveränderter Form verwendet werden, andere Sorten müssen jedoch vor dem Recycling verarbeitet werden.

Entwicklung von digi- talen Lösungen gear- beitet, umdie effizi-

ente Nutzung von landwirtschaftli- chen Flächen und

Düngemitteln zu verbessern und Nährstoff­ auswaschungen und Emissionen zu verringern. Unsere N-Sensor-Technologie beispiels- weise basiert auf einempflanzenspe- zifischen Algorithmus. Sie kann den Anteil an Biomasse und Chlorophyll auf einemFeld ermitteln, damit genau so viel Stickstoff ausgebracht wird, wie es für optimale Ernteerträge und Proteingehalte notwendig ist“, erläutert Pentinmäki. Kein Allheilmittel Das Projekt zielt auf die Herstellung von Recycling-Dünger ab, der aus Bio- und Primärschlamm, Asche und Mineralien besteht. Gleichzeitig muss er genauso effizient wie alle anderen auf

Esa Laurinsilta

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