UPM Biofore Magazine 1-2019 DE

Um eine Lösung für das Kunststoffproblem zu finden und eine dauerhafte Veränderung herbeizuführen, müssen alle Beteiligten in der Wertschöpfungskette zusammenarbeiten.

den Abbau von Kunststoffabfall und -verschmutzung an der Quelle hin.

Von fossilen Rohstoffen zu Biomasse

Zu den Projekten, an denen UPM Raflatac mitarbeitet, gehört der Massenbilanzansatz (MB), der eine ernste Lücke in der chemischen Industrie schließen könnte. Derzeit gibt es keine branchenweite Bescheini­ gung des Produktkettennachweises für Rohstoffe. „Bei Holzfasern lässt sich anhand von Bescheinigungen wie PEFC und FSC feststellen, ob die verwendeten Rohstoffe aus nachhaltigen Quellen stammen. In der chemischen Industrie gibt es hierfür derzeit keine allgemein anerkannte Methode“, so Koski. UPMRaflatac arbeitet mit BASF SE und anderen Unternehmen zusammen, um denMassenbilanzansatz weiterzu­ entwickeln und die gesamte Branche darauf aufmerksam zu machen. Um eine Lösung für das Kunststoffproblem zu finden müssen alle Beteiligten in der Wertschöpfungskette zusammen­ arbeiten. Für BASF SE ist die Nachhaltigkeit seit seiner Gründung im Jahr 1865 eine Selbstverständlichkeit: „Das Verbundkonzept, also die Integration von Produktionsanlagen, Energie, Materialflüssen, Logistik und Standortinfrastruktur, ist defini­ tiv das Herzstück der BASF. Es ist eine Philosophie, die bereits 150 Jahre alt ist. Der Grundgedanke war schon immer, das Nebenprodukt eines Prozesses als Rohstoff für einen ande­ ren Prozess zu verwenden”, erklärt Andreas Kicherer , Leiter Nach­ haltigkeit bei BASF SE. BASF hat dieses Prinzip der Verwendung eines Rohstoffkreislaufs für chemische Prozesse kontinuier­ lich weiterentwickelt. „Unser Aus­ gangspunkt als ein von fossilen Roh­ stoffen abhängiges Unternehmen war

beweist, dass Hersteller sich keinen umweltfreundlichen Anstrich verpas­ sen, sondern in ihren Prozessen tat­ sächlich Rohstoffe auf biologischer Basis einsetzen. Ein Hersteller kann nicht behaupten, dass am Prozessende mehr Rohstoffe vorliegen, als zu Beginn zugeführt wurden“, bemerkt Koski. „Was sich hinter demMassenbilanz­ ansatz verbirgt, lässt sich anhand von umweltfreundlichem Strom veran­ schaulichen. Früher konnten Sie nur umweltfreundlichem Strom erzeugen, wenn Sie in IhremGarten eine Wind­ mühle hatten. Heutzutage können Sie mit einemMausklick umweltfreund­ lichen Strom kaufen, weil jemand, der in eine Windmühle investiert hat, den Strom in das Stromnetz einspeist“, erklärt Kicherer. „Wir haben eine klare Berechnungs­ methode, anhand der wir nachwei­ sen, dass wir genau die Menge an nach­ haltiger Biomasse kaufen, die für die Erzeugung unserer MB-Produkte erforderlich ist“, sagt Krueger. „Noch wichtiger ist jedoch, dass massenaus­ geglichene Produkte dieselbe Qualität und Leistung bieten wie ihre fossilen Gegenstücke.“ Glaubwürdigkeit ist für diesen Ansatz besonders wichtig. „Wenn Sie denMassenbilanzansatz verwenden, ist es wichtig, dass Sie sich als glaub­ würdig etablieren, indem Sie Audits von unabhängigen Dritten durch- führen lassen. „Seien Sie stets transparent. Wenn Sie behaupten, nachhaltige Rohstoffe zu verwenden, legen Sie Details dazu vor, wie Sie dies getan haben“, betont Krueger. 

die Frage, wie wir nachhaltige Biomasse in unsere Wertschöpfungskette inte­ grieren können. Einer der Faktoren ist natürlich die Kreislaufwirtschaft“, so Christian Krueger , Corporate Sustainability Expert bei BASF SE. Laut Koski ist dies aufgrund der Größe der Branche besonders schwie­ rig. „Man kann zwar spezielle Prozesse zur Verwendung von Rohstoff auf bio­ logischer Basis einführen, aber dies kann in einigen Fällen wirkungslos sein. Angesichts der Größenordnung der chemischen Industrie ist dies ein­ fach keine praktikable Lösung. Wir mussten alternative Lösungen finden, um den Anteil der Biomasse-Rohstoffe und auch der recycelten Rohstoffe zu erhöhen.“ Verfolgen von Zu- und Abgängen Krueger weist darauf hin, dass chemi­ sche Wertschöpfungsketten auf fos­ siler Basis beimMassenbilanzansatz mithilfe vorhandener Anlagen und Wertschöpfungsketten schnell durch nachhaltige Rohstoffe auf Biobasis ersetzt werden können. „Wir erkannten, dass wir unsere wichtigsten fossilen Rohstoffe, Naphtha und Erdgas, durch biobasierte Ersatzstoffe wie erneuerbare Naphtha ersetzen können. Wir verwenden diese Ersatzstoffe auf die gleiche Weise wie fossile Rohstoffe. Sie werden beide in die Produktion eingespeist, und die Menge der Biorohstoffe wird dann dem Endprodukt zugeschrieben.“ Der Massenbilanzansatz unter­ scheidet sich aufgrund des Produkt- kettennachweises von anderen Branchenstandards. „Das Konzept

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