UPM Biofore Magazine 2-2019 DE

Für Städte gilt das universale Gesetz: 15 % weniger Infrastruktur, 15 % mehr Innovationen und Wohlstand, wenn sich die Größe der Stadt verdoppelt.

matisch pro Kopf einen Zuwachs um 15 Prozent. Gemeinsam entwickeln Menschen mehr Innovationen und schaffen mehr Wohlstand.

Das Laufband wird immer schneller

nete Nachricht imHinblick auf die Nachhaltigkeit. Städte führen innova- tive Menschen zusammen. Sie brin- gen Unternehmen hervor, die neue Produkte entwickeln, um die fossi- len Rohstoffe zu ersetzen, welche die rasante Entwicklung der Menschheit vorangetrieben haben, aber die Erde auch in Gefahr bringen. Außerdem verlangsamen Städte das Bevölkerungswachstum. Beispiele aus demNahen Osten und Asien zeigen uns, dass die Familiengröße imDurchschnitt ummindestens ein Kind pro Familie sinkt, wenn Dorfbewohner in die Stadt ziehen. Finanzkrisen mögen Länder in den Bankrott stürzen, aber Städte bleiben bestehen. Städte halten etwas aus. Sie sind nicht leicht kleinzukriegen. 

Städte zieht: Arbeitsplätze, Kultur, Restaurants, Gesundheitswesen, Unterhaltung. Dabei hat dieses Paket auch viele Nachteile: von sozialen Unruhen bis hin zur globalen Erwär­ mung durch die Verbrennung fossiler Brennstoffe. Wird die Menschheit es schaffen, die globale Erwärmung durch Inno­ vationen abzuwenden? West setzt seine Hoffnung in die Städte, ebenso wie der Wirtschaftswissenschaftler Ed Glaeser von der Harvard University, der in Triumph of the City schreibt: „Städte sind nicht nur die wichtigste Erfindung der Menschheit, sondern auch unsere größte Hoffnung für die Zukunft.“ Städte sparen Energie und Rohstoffe. Das ist eine ausgezeich- EIN PLANET MIT 100 MILLIARDEN ELEFANTEN

Für Städte gilt das universale Gesetz: 15 %weniger Infrastruktur, 15 %mehr Innovationen undWohlstand, wenn sich die Größe der Stadt verdoppelt. Das klingt nach einem guten Geschäft. Leider gibt es aber einen Haken. Städte sind auch Orte, an denen sozioökono- mische Probleme entstehen. Ein Skaleneffekt mit einem Exponenten >1 entspricht einem super­ linearen, unbegrenztenWachstum mit einer exponentiell ansteigenden Wachstumskurve. Eine solche Kurve weisen beispielsweise Startups auf, die rasant wachsen und für alle Beteiligten hohe Gewinne generieren. Das superlineare Wachstum beschleunigt sich, bis schließlich nicht mehr genügend Ressourcen zur Ver­ fügung stehen und es abbricht. Der Physiker West erklärt, dass dieser Kollaps eine mathematische Notwen­ digkeit ist, aber glücklicherweise in der Praxis nicht unbedingt eintreten muss. Er kann durch Innovationen vermieden werden. Das hat die Geschichte wieder- holt gezeigt. Große Innovationen stellen die Uhr sozusagen wieder zurück. Sie verän- dern die Bedingungen, unter denen sich die Dinge entwickeln. Es ist ein kontinuierlicher Innova­ tionszyklus erforderlich, um anhalten- des Wachstum zu ermöglichen. Und wie West ausführlich erklärt, muss auch die Innovationsgeschwindigkeit laufend erhöht werden. „Wir befinden uns auf einem Lauf­ band, das nicht nur immer schneller wird, sondern das wir auch immer öfter ersetzen müssen“, soWest in einem Ted Talk auf YouTube.

Menschen brauchen zum Überleben etwa 2.000 Kalorien am Tag. Das entspricht etwa 90 Watt, die man zum Betrieb einer Glühlampe benötigt. Unsere soziale Stoffwechselrate hingegen beläuft sich auf rund 11.000 Watt oder zwei Millionen Kalorien. So viel Energie benötigen wir, um unsere Autos, Mobiltelefone, Häuser, Kühlschränke und alle anderen Geräte, die wir besitzen, zu produzieren und zu betreiben. Wir sind hundert Mal größer, als wir es bei der Entstehung unser Spezies waren. Durch Städte und Unternehmen, die industrielle Revolution und die damit einhergehenden mate- riellen Vorteile haben wir die Umwelt vollkommen aus dem Gleichgewicht gebracht. Jetzt entspricht jeder von uns einem 30.000 kg schweren Gorilla oder 12 Elefanten, und es ist sehr fraglich, ob unser Planet hundert Milliarden Elefanten versorgen kann.

Städte sind unsere größte Hoffnung Es gibt viele Gründe, warum es Milliarden vonMenschen in die

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