UPM-Biofore-Magazine-3-2014-DE

Verbraucher erinnern sich an eine Bierwerbung aus einem Magazin, weil sie beim Zerplatzen der Luftpolsterfolie an den Schaum in einem Glas Bier denken mussten.

bestellen, ist die Aktualisierung der Kataloge äußerst wichtig. Zusätzlich zumhalbjähr- lich erscheinenden Hauptkatalog veröffent- licht Otto verschiedene weitere Kataloge für genau definierte Zielgruppen. Einige dieser Kataloge sollen auch neue Kunden gewinnen. Der Lebenszyklus dieser Kataloge reicht von wenigenWochen bis hin zumehreren Monaten; die jeweiligen Themen bedienen sowohl Saison- als auch Impulskäufe. Moderne Kataloge unterscheiden sich in vielerlei Hinsicht von den Versandhandelskatalogen der Vergangenheit. Anstatt nur die Produktdetails aufzu- listen, präsentieren sie heute aufeinander abgestimmte Produktkombinationen und

der Greifbarkeit des Materials. Sie können das Gewicht, die Beschaffenheit und die Dicke des Buchs oder Magazins erfühlen. Sie können sehen, wo das Buch beginnt und wo es endet. Sie können schnell durch die Seiten blättern“, erläutert Mangen. Eine derart unmittelbare Erfahrung ruft beimLeser eine „mentale Karte“ des Gesamtprodukts hervor. „Für das menschliche Gehirn ist es viel- leicht einfacher, wenn der Text auf Papier gedruckt ist und der Sehsinn durch das Fühlen des Papiers unterstützt wird“, so Mangen. Ein Bildschirm eignet sich gut für schnelles, oberflächliches Lesen. Für das Lesen von langen Texten oder Dokumenten

bieten diese als Produktensembles an. Der Leser erhält Tipps zu Innenausstattung, Reisen oder die passende Lippenstiftfarbe für das Kleid auf Seite 32. Obwohl der Großteil der Verbraucher die endgültige Kaufentscheidung online trifft, spielen Druckerzeugnisse eine wichtige Rolle. „Viele große Online-Shops planen die Veröffentlichung von Printmagazinen oder Katalogen, umdamit ihre Online- Verkäufe anzukurbeln“, offenbart Voges. Die Navigation durch einen großen Online-Shop fällt leichter, wennman zusätzlich durch die Seiten eines Katalogs blättern kann. Besseres Verständnis durch Printmedien Auch Anne Mangen vomReading Centre der Universität Stavanger kennt sichmit der Navigation auf solchen Seiten aus. Mangen und ihre Kollegen untersuchten das Leseverhalten auf Papier und amBildschirm; ihre Ergebnisse wurden weltweit diskutiert. Zusammenmit dem französischenWissenschaftler Jean-Luc Velay untersuchte sie an Studenten Unterschiede beimLesen eines traditionellen Buchs und eines E-Books auf einemKindle. Die Ergebnisse waren ähnlich, aber es gab Unterschiede wie die Studenten Zeit und Ereignisse empfanden. Mangen ist der Meinung, dass es einer genau- eren Studie bedarf, um festzustellen, ob beimLesen von Romanen amBildschirmmehr Inhalt verloren geht. Untersuchungen zeigen, dass digitale Informationen schneller aus demmenschlichen Gedächtnis verschwinden als Informationen, die auf Papier gelesen wurden. Hinzu kommt, dass auf Papier gedruckte Texte besser verstanden werden. Warum ist das so? „Ein offensichtlicher Unterschied zwischen einem Computerbildschirmund den Seiten eines Buchs liegt in

ist Papier die bessere Alternative. Laut Mangen sollten Lehrer aus blindemVertrauen in digitale Technologien Papier nicht vollständig aus demUnterricht verbannen. High-Tech – High-Touch Der Haptik-Experte Sebastian Haupt kennt die Ergebnisse der norwegisch-französischen Studie. Je mehr Sinne beim Lesen aktiviert werden, desto besser kannman sich an das Gelesene erinnern. „Mit jedem Sinn, der hinzukommt, wird die Gehirnfunktion um 1.000% erhöht“, fasst Haupt zusammen. Verbraucher erinnern sich an eine Bierwerbung aus einemMagazin, weil sie beimZerplatzen der Luftpolster­ folie an den Schaum in einemGlas Bier denkenmussten. Genauso erinnern sich Verbraucher an die anschauliche Autowerbung, wie wenig Platz das Auto zumParken benö- tigt, da sie anders war als jede andereWerbung vorher. Und woran erinnern Sie sich nach der Lektüre dieses Artikels? Lesen Sie in einem gedrucktenMagazin oder an einemComputerbildschirm? Neigen Sie sich nach vorne, um auf Ihren Bildschirm zu starren oder lehnen Sie sich entspannt zurück und blättern durch die Seiten des Magazins? Machen Sie beimLesen Pausen, um Ihre E-Mails zu beantworten oder konzentrieren Sie sich bewusst darauf, was Sie gerade lesen? Macht es wirklich einen so großen Unterschied, welches Medium Sie nutzen? Das kann niemandmit Sicherheit sagen. Wichtiger ist es, das Gleichgewicht zu wahren. Je technischer unser Leben wird, desto mehr sehnen wir uns nach Berührungen. Dies stellte bereits der Trendforscher John Naisbitt 1982 fest. Papier spricht unsere Sinne unmit- telbar an.

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