Biofore Magazin 2022

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Erweistdaraufhin,dassdieeuropäischenHerstellervonElek- trolyseuren bis 2025 eine jährliche Elektrolysekapazität von insgesamt 17,5 GW erreichen wollen, was dem Zehnfachen der aktuellen Zahlen entspricht: „Ziel ist, diese Kapazität bis 2030 entsprechend der erwarteten Nachfrage nach erneuerbarem und kohlenstoffarmemWasserstoff noch weiter zu erhöhen.“ Die Kommission hat zwei Entwürfe für delegierte Rechtsak ten zur Definition und Produktion von erneuerbarem Wasserstoff veröffentlicht und arbeitet an einer Euro in die Forschung und hat kürz- lich dem „Hy2Tech Important Pro ject of Common European Interest“ bis zu 5,4 Mrd. Euro zugesichert. Das Projekt wird von 15 Mitgliedsstaaten unterstützt und soll weitere Investi tionen in Höhe von rund 8,8 Mrd. Euro mobilisieren. Auch werden in den einzelnen EU-Mit gliedsstaaten erhebliche Geldmengen für die Entwicklung von grünemWasserstoff aufgewendet. Tapio Korpeinen, Executive Vice President, UPM Energy, bezweifelt jedoch wie viele andere, dass das ausreicht, um die erforderliche Kapazität zu erreichen. Ihm zufolge sollte grüner Wasserstoff – oder emissionsarmer oder emissionsfreier Was- serstoff, wie er ihn lieber nennt – nicht als Allroundlösung, son dern als Teil eines Puzzles betrachtet werden. „Wasserstoff hat viele Vorteile und gute Eigenschaften, aber es gibt eine Reihe von Herausforderungen, die es zu überwinden gilt. Deshalb er- gibt dieNutzung vonWasserstoff normalerweise nur dann einen Sinn, wenn er als Teil des Puzzles wirtschaftlich ist“, erklärt er. Vorteile und Herausforderungen Die Puzzle-Analogie kam durch Stephen Jackson auf. Er ist Chief Technology and Market Officer bei Hydrogen Europe, einem Gremium, das mehr als 350 Unternehmen, 20 EU-Re gionen und 30 nationale Branchenverbände repräsentiert. „Wir brauchen einen komplementären Lösungsansatz, um wirkungsvolle Emissionsreduzierungen zu erreichen. Wasser stoff ist ein zentraler Bestandteil dieses Puzzles und wird dank seiner langfristigen Speicherfähigkeit und seiner Grundlaster zeugungskapazitäten in vielen europäischen Wirtschaftssek toren gebraucht.“ Eines der größten Bedenken von Korpeinen betrifft die Effi zienz von grünem Wasserstoff. „Wenn man nur Strom und für die Produktion vonWasserstoff in einemElektrolyseur verwen det, gehen etwa 30%der eingesetzten Energie verloren“, sagt er. „Setzt man den Wasserstoff dann in der Brennstoffzelle eines Fahrzeugmotors ein, kommt es zuweiterenEnergieverlusten.“ Grüner Wasserstoff sollte produziert werden, wenn Energie sehr billig ist – z. B. wennWindräder mehr Energie erzeugen, als Reihe von Initiativen, umdieWasserstoffziele in Zusammenarbeit mit der Industrie und anderen Stakeholdern umzusetzen. Darüber hin aus investiert sie zusätzlich 200 Mio.

Grüner Wasserstoff sollte produziert werden, wenn Energie sehr billig ist – z. B. wenn Windräder mehr Energie erzeugen, als verbraucht wird.

verbraucht wird. „Wenn der Wasserstoff nicht unmittelbar genutzt werden kann, sollte er sinnvollerweise für die Produktion von et was eingesetzt werden, das einfacher zu transportieren ist – wie z. B. synthetischer Kraftstoff“, fügt er hinzu. Wasserstoff leistet auch ei nen Beitrag zur Emissionsreduzierung von Industrieprodukten und -prozessen, bei denen dies ansonsten kostspielig oder schwierig ist, wie z. B. beimErsetzen vonKokskohle in der Stahlindustrie. DerWettbewerbsvorteil von UPM UPM Energy erzeugt mit Wasser- und Kernkraft selbst viel emis sionsfreien Stromund ist daher für die Zukunft gut aufgestellt. Auch setzt das Unternehmen in seinen industriellen Prozessen bereits Wasserstoff ein, insbesondere bei der Produktion von erneuerbaren Kraftstoffen. Derzeit baut UPM eine Biochemikalien-Raffinerie in Leuna in Deutschland, um fossile petrochemische Erzeugnisse durch holzbasierte Chemikalien zu ersetzen. Darüber hinaus werden in den Zellstofffabriken von UPM große Mengen an biogenem CO₂ aus Biomasse gewonnen. Biogenes CO₂ wird in Zukunft eine wichtige Ressource für eine komplett nach haltige Wasserstoffwirtschaft sein. Mit diesen Ressourcen in der Hand untersucht UPMaktiv neueMöglichkeiten in derWasserstoff wirtschaft.

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