Biofore Magazin 2022

2022

Entdecken Sie mit MythBuster das Potenzial von Holz Jamie Hyneman

DER SCHLÜSSEL ZUR LÖSUNG DER EUROPÄISCHEN ENERGIEKRISE

JUSSI PESONEN UND SEINE VISION FÜR UPM

MATERIALIEN FÜR EINE NACHHALTIGE ZUKUNFT

Purpose

WE CREATE A FUTURE BEYOND FOSSILS

Unser Ziel ist eine Zukunft ohne fossile Rohstoffe. Der reduzierte Einsatz fossiler Rohstoffe ist die wirksamste Möglichkeit, dem Klimawandel zu begegnen. Durch verantwortungsvolle Forstwirtschaft und holzbasierte Produkte bieten wir Herstellern und Verbrauchern innovative, kohlenstoffarme Alternativen – und damit die Möglichkeit, nachhaltig Veränderungen zu schaffen.

upm.de

ED I TOR I AL

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Die Klimakrise , die globale Pandemie, der russische Angriffskrieg auf die Ukraine und die wirtschaftlichenUnsicherheitenhabendazu geführt, dass dieMenschen auf der ganzenWelt ihr Leben aus einer neuen Perspektive betrachten. Das betrifft sowohl ihre täglichen Entscheidungen als auch tiefereWerte. Notgedrungen mussten wir uns verändern. Aufgrund der pandemiebedingten Einschränkungen war ein normales Alltagsleben lange Zeit unmöglich. Die Ausnahmesituation auf dem Energiemarkt hat dazu geführt, dass wir die Strompreise genau beobachten und unseren Verbrauch reduzieren. Gleichzeitig wollen wir aktiv tragfähige Entscheidungen für die Zukunft treffen. Wie kann ich einen Beitrag für eine bessere Zukunft leisten?Was ist heute und in Zukunft sinnvoll und wichtig? DieseÜberlegungenbetreffennatürlich auch das Arbeitsleben.Wir verbringen viele Stundenbei der Arbeit, und für diemeisten von uns ist die Arbeit weit mehr als nur eine Einkommensquelle. Imbesten Fall gibt sie uns ein sinnstiftendes Gemeinschafts- und Zugehörigkeitsgefühl. Zahlreiche Studien zeigen, dass Menschen auf der ganzen Welt einer sinnvollen Arbeit nachgehen möchten. Auf den Seiten 6–7 dieses Magazins betrachten wir diesen Trend und seine möglichen Auswirkungen. In einer McKinsey-Umfrage gaben 82%der Befragten an, dass eswichtig sei, dass einUnternehmen einenüber dieGewinnerzielung hinausgehendenZweck verfolge. Dieses Phänomen zeichnete sich bereits vor der Pandemie ab und hat sich in den vergangenen Jahren noch verstärkt. Für viele ist die gesellschaftliche Dimension der Arbeit wichtiger als die Bezahlung. Sinnvolle Arbeit wirkt sich auch auf die Freizeit aus, da sie zumallgemeinenWohlbefinden derMenschen beiträgt. Bei UPM haben wir ein großartiges, zukunftsorientiertes und ambitioniertes Ziel: wir schaffen eine Zukunft ohne fossile Rohstoffe. President & CEO Jussi Pesonen erläutert die Ziele und die Strategie vonUPM in einem Interview auf Seite 32. Forschenden zufolge besteht die wirksamste Möglichkeit zur Abmilderung des Klimawandels

darin, den Einsatz fossiler Ressourcen zu reduzieren. Die Voraussetzung dafür ist der Umstieg auf emissionsfreie Energien und erneuerbare, recyclingfähige Materialien.NachhaltigbewirtschafteteWälderundPlantagenermöglichenden Wandel. Wir bei UPMmöchten Lösungen anbieten und sowohl Unternehmen als auch Verbraucher anregen, verantwortungsvolle Entscheidungen zu treffen, sei es bei der Wahl der Materialien (Seite 16) oder beimThema grüne Energie (Seite 26). GemeinsamkönnenwirauchgroßeHerausforderungenbewältigen. Begleiten Sie uns auf unserer Reise in eine Zukunft ohne fossile Rohstoffe!

Hanna Maula , Chefredaktion

Chefredaktion Hanna Maula Redaktionsleitung Sini Paloheimo Redaktionsteam Kristiina Jaaranen, Päivi Vistala-Palonen Inhalt & Design Spoon Agency Titelbild Teemu Leinonen, LUT Druck Punamusta Cover UPMFinesse Silk 200 g/m² Seiten UPM Star 1.2 matt 100 g/m² Adresse UPMKymmene Corporation, Postfach 380, FIN-00101 Helsinki, Finnland, Tel. +358 (0)204 15 111 upm.com Wir liefern erneuerbare und verantwortungsbewusste Lösungen und Innovationen für eine Zukunft ohne fossile Rohstoffe in den folgenden sechs Geschäftsbereichen: UPMFibres, UPMEnergy, UPMRaflatac, UPM Specialty Papers, UPMCommunication Papers und UPMPlywood. Als Branchenführer imBereich Nachhaltigkeit schließen wir uns dem 1,5-Grad-Ziel der Vereinten Nationen an, um durch wissenschaftlich fundierte Maßnahmen den Klimawandel abzumildern. Wir beschäftigen weltweit etwa 17.000Mitarbeitende, und unsere Umsatzerlöse liegen bei etwa 9,8 Mrd. Euro pro Jahr. Die Aktien von UPMwerden an der Wertpapierbörse Nasdaq Helsinki Ltd notiert. UPMBiofore – Beyond fossils.

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6 ZAHL EN UND FAKTEN

Zukünftig dreht sich bei der Arbeit alles umdie Zielsetzung. 8 GESCHICHTE DES . . . Verfolgen Sie die Geschichte der Wundversorgung.

38 Hummeln sind die wichtigsten Bestäuber imWald.

INHALT

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48 REPORTAGE Wie werden aus

26 REPORTAGE Könnte grünerWasserstoff zur Bewältigung der europäischenEnergiekrise beitragen? 32 REPORTAGE UPMPresident und CEO Jussi Pesonen spricht über die wichtigsten Ziele vonUPMund die gesellschaftliche Rolle des Unternehmens. 36 REPORTAGE UPMermittelt mit wissenschaftlich fundiertenMethoden die Klimaauswirkungen von Holzprodukten. 38 UNTER DER LUPE Auf Tuchfühlungmit Insekten. 44 REPORTAGE Nebenströme als mögliche Lösung für den globalen Düngermangel. 47 ME INUNG

Plastikmüll Etikettenmit Mehrwert? Bei uns finden Sie die Antwort. 50 REPORTAGE Informieren Sie sich über den neuesten Stand im Zellstoffwerk Paso de los Toros, das in Kürze in Betrieb gehen wird. 53 F INANZEN MikaMikkola erklärt, warumUnternehmen mutige Entscheidungen treffenmüssen, um in unsicheren Zeiten weiter wachsen zu können 54 BL ICKPUNKT TECHNI K Lernen Sie den weltweit ersten Sperrholzroboter kennen. 58 REPORTAGE Erkunden Sie die Pflanzenvielfalt der örtlichenWälder. 62 HEUTE HABE ICH. . . Drei UPMMitarbeiter zeigen, wie die kleinen Schritte, die sie jeden Tag unternehmen, Großes bewirken können.

10 IM RAMPENL ICHT MythBuster Jamie Hyneman spricht über das ungenutzte Potenzial vonHolz. 12 KURZME LDUNGEN Erfahren Sie, was es bei UPMNeues gibt. 13 WE LTWE I T Von Südkorea bis Uruguay – UPM Nachrichten aus allerWelt. 14 MOMENTAUFNAHME Kunststoff und Gummi sind bereit für die RFF Revolution. 16 DAS GROSSE GANZE InnovativeMaterialien könnten der Schlüssel zur Rettung unseres Planeten sein. 22 REPORTAGE Biomimicry inspiriert zu nachhaltigen Innovationen.

Winfried Schaur über biobasierte Rohstoffe als Treiber für grünes Wachstum.

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Die Pandemie und die Great Resignation haben verändert, wie, wo und warum wir arbeiten. Welchen Einfluss hat der Unternehmenszweck oder Purpose darauf? Alles eine Frage des Purpose?

D ie Welt erlebt gerade den größten Vermögenstransfer in der Geschichte. Die Babyboomer werden voraussichtlich rund 24,5 Billionen Euro an die Millennials weitergeben – eine Generation, die gesellschaftliche Verbesserungen der Ge winnerzielung als Geschäftsziel vorzieht. Larry Fink , CEOvonBlackRock, prognostizierte imJahr 2019, dass diese Einstellung die Entscheidungen der Millennials als Investoren und Mitarbeitende beeinflussen würde. Aber nicht nur diese Gene- ration will mehr. Unabhängig von Erfahrung, Alter oder Interessen suchen vieleMenschen nach demSinn in ihren Aufgaben. „Zu wissen, dass man etwas Sinnvolles tut, ist sowohl für die psy- chische als auch für die körperliche Gesundheit eines Menschen wichtig“, sagt Dr. Jim Harter , Chief Scientist in der Abteilung WorkplaceManagement &Wellbeing bei Gallup. „Mitarbeitende mit einer sinnstiftenden Arbeit empfinden ein höheres allgemeines Wohlbefinden und haben in ihrem Leben ins gesamt bessere Erfolgschancen. In schwierigen Zeiten sind sie in der Regel belastbarer, weil sie die Auswirkungen ihrer Arbeit im Gesamt- zusammenhang sehen können“, fügt er hinzu. Eine Frage der Prioritäten In den Vereinigten Staaten gaben fast eine Million Beschäftigte an, dass die besten Arbeitsplätze im Jahr 2022 diejenigen waren, bei denen das Wohlbefinden der Mitarbeitenden priorisiert wurde und Werte wie Inklusion, Zielsetzung, Zuhören, Fürsorge und Empathie gefördert wurden. Unternehmen stehen unter Druck, neben Diversität, Inklusion und Zusammenarbeit auch das Zugehörigkeitsgefühl, Engagement und Wohlbefinden der Mitarbeitenden zu fördern. Diese sehen das Ziel je doch noch nicht erreicht. Laut dem Bericht „State of the Global Workplace: 2022“ von Gal lup identifizieren sich nur 21 % der Mitarbeitenden mit ihrer Arbeit, und 33 % sind mit ihrem allgemeinen Wohlbefinden zufrieden. Diese „Mitarbeiter mit einer sinnstiftenden Arbeit empfinden ein höheres allgemeines Wohlbefinden und haben in ihrem Leben insgesamt bessere Erfolgschancen.” schwache Bindung kostet die Weltwirtschaft geschätzt 7,6 Billionen Euro, oder 11 %des globalen BIP. Unternehmen müssen diese Lücke schließen, um schwerwiegende Folgen zu vermeiden. Eine Umfrage von Korn Ferry unter 684 Fach kräften im vergangenen Jahr ergab, dass fast die Hälfte der Befragten heute eher eine Arbeit kündigen würde, ohne bereits eine neue zu haben, als vor der Pandemie. Ihnen zufolge lohnen sich die täglichen Mühen einfach nicht, und viele wünschen sich eine erfüllendere und sinnvollere Arbeit.

Die Lücke beimPurpose schließen Laut einer McKinsey-Studie nehmen Menschen in verschiedenen Positionen ihre Arbeit in sehr unterschiedlichemMaße als erfüllend wahr.Während 85%der Führungskräfte und der oberenFührungse bene ihre Arbeit als sinnvoll empfanden, war das nur bei knapp 15 % der Frontline-Manager und Frontline-Mitarbeitenden der Fall. Experten zufolge schätzen Unternehmen zwar eine starke emo tionale Bindung ihrerMitarbeitenden, wissen aber nicht, wie sie diese erreichen können. Harter weist darauf hin, dass die meisten Unter- nehmen zwar eine klare Mission haben, diese aber nicht so prägnant formulieren, dass sie allen bewusst ist. „EinwichtigerFaktor ist, dass sie ihreFührungskräftenicht richtig darin schulen, mit denMitarbeitenden laufend imGespräch zu blei ben, um Ziele zu überdenken, Fortschritte zu diskutieren und ihren Beitrag zur Verwirklichung des Unternehmenspurpose anzuer- kennen. Die Führungskräftemüssen erklären, welche Rolle jede und jeder Einzelne für die Mission oder den Zweck des Unternehmens spielt“, erklärt er. Unternehmen, deren Mitarbeiter überzeugt sind, dass die Un ternehmensziele für die Gesellschaft relevant sind, erreichen bessere Geschäftsergebnisse, eine geringere Abwesenheitsquote und eine bessere Arbeitsqualität. Das wiederum führt zu einem besseren allgemeinen Wohlbefinden, größerer Produktivität und höheremGewinn. Eine bessere Zukunft für alle Durch eine auf Purpose ausgerichtete Arbeit können Firmen mehr für die Gesellschaft tun, ihren Ruf bei bestehenden und potenziellen Mitarbeitenden sowie Stakeholdern verbessern und profitabel sein. Die individuellen Ziele sind eng mit den Unternehmenszielen ver knüpft, denndieArbeit ist derOrt, wowir diemeisteZeit verbringen. McKinsey zufolge definieren 70 % der Menschen sich durch ihre Arbeit. Aber wie können Einzelpersonen ihre Ziele mit denen des Un ternehmens in Einklang bringen? Laut Harter sollten Mitarbeitende den Unternehmenszweck kennen und wissen, welche Ziele das Un ternehmenverfolgt undwas sie selbstmit ihrerArbeit bewirkenwollen. „Machen Sie sich klar, welchen Beitrag Sie mit Ihrer täglichen Arbeit direkt oder indirekt zu dieser übergeordneten Mission oder dem Unternehmenszweck leisten. Setzen Sie sich Ziele, die nicht nur dazu beitragen, sondern auch Ihre individuelle Produktivi tät steigern. Arbeiten Sie mit anderen Personen im Unternehmen zusammen und legen Sie Ziele fest, die den Kundinnen und Kunden einenMehrwert bieten.“ Auf dieseWeise wird der Unternehmenspurpose das verbindende Element, mit dem Einzelpersonen, Unternehmen und Gemein schaftenauf einebessereZukunft für dieGesellschaft alsGanzeshin- arbeiten können. So sagt auch Larry Fink von BlackRock: „Purpose ist nicht nur das Streben nachGewinnen, sondern die Kraft, sie auch zu erreichen.“

Von Payal Bhattar Fotos Getty Images

ZAHL EN UND FAKTEN

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ERFÜLLUNG IN DER TÄGLICHEN ARBEIT (% DER BEFRAGTEN)

der Führungskräfte und der oberen Führungsebene sind der Meinung, dass ihre tägliche Arbeit sinnstiftend ist 85%

15%

STIMME ZU/ STIMME VOLLSTÄNDIG ZU

DIE SUCHE NACH SINNVOLLER ARBEIT g Heute würde fast die Hälfte der Mitarbeitenden freiwillig 15 % ihres Gehalts einbüßen, um für ein Unternehmen mit einem ambitionierten Unternehmenszweck zu arbeiten g 15% der Menschen, die ihre Arbeit nachweislich als sinnstiftend erachten, haben ein um 15 % geringeres Sterberisiko QUELLE: PURPOSE-DRIVEN WORK, KPMG 15%

85%

85%

der Frontline-Manager und Frontline-Mitarbeitenden sind sich nicht sicher oder sind nicht der Meinung, dass ihre tägliche Arbeit sinnstiftend ist

36%

NEUTRAL

49%

STIMME NICHT ZU/ STIMME ÜBERHAUPT NICHT ZU

13% 2%

FRONTLINE MANAGER UND FRONTLINE MITARBEITENDE

FÜHRUNGSKRÄFTE UND OBERE FÜHRUNGSEBENE

IST DER PURPOSE DES UNTERNEHMENS WICHTIG?

QUELLE: MCKINSEY-UMFRAGE ZUM PURPOSE VON UNTERNEHMEN UNTER 1.214 FÜHRUNGSKRÄFTEN UND FRONTLINE-MITARBEITENDEN BEI US-UNTERNEHMEN, 2019

82% 72% 62% 42%

Es ist wichtig, einen Purpose zu haben

Der Purpose sollte wichtiger als der Gewinn sein

Die Unternehmen haben ein Purpose Statement

Das Purpose Statement ist bewirkt etwas

WIE WICHTIG IST HOCHSCHULABSOLVENTEN EINE SINNVOLLE ARBEIT SOURCE: FORGING PATHWAYS TO PURPOSEFUL WORK: THE ROLE OF HIGHER EDUCATION (2019), GALLUP & BATES COLLEGE

43%

37%

15%

5%

Extrem wichtig Sehr wichtig Einigermaßen wichtig Wenig wichtig oder nicht wichtig

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Heilen mit Natur der Seit jeher müssen Menschen Verletzungen behandeln. Von Moos über antiseptische Substanzen bis hin zu synthetischen Fasern – die moderne Wundversorgung ist wieder zu ihren Wurzeln zurückgekehrt, zu den Heilmitteln von Mutter Natur.

Antisepsis Der britische Chirurg Joseph Lister erfand die antiseptische Methode und verwendete zur Wundbehandlung erstmals saubere, in Phenol getränkte Baumwollstäbchen.

MITTE DER 1800 ER JAHRE

1800 ER JAHRE Baumwolle Neben anderen Textilien wie Seide und Wolle wurde häufig Baumwolle als Verbandmaterial verwendet. In Paraffin getränkter Baumwollmull war als Wundverband weit verbreitet.

STEINZEIT

1550 V. CHR

Moos Es gibt Moosarten, die das Wachstum von Bakterien verhindern, Flüssigkeiten absorbieren und antiseptisch wirken und daher bereits seit Tausenden von Jahren als natürlicher Wundverband eingesetzt werden.

Tierfett, Honig und Mull Im ägyptischen „Papyrus Ebers“, dem ältesten bekannten Text zu medizinischen Themen der Menschheitsgeschichte, werden mit Mull, Tierfett und Honig beschichtete

1914-1918

Nichthaftender Verband Während des ersten

und zweiten Weltkriegs verzeichnete man eine Reihe von Fortschritten bei der Wundbehandlung. Einer davon war der nichthaftende Verband, der aus zwei Schichten bestand und in den folgenden Jahren der Ausgangspunkt für Verbesserungen in diesem Bereich war.

Leinenstoffe als Wundverband empfohlen.

Von Sini-Maria Melanen Fotos Getty Images, Pexels

GESCHICHTE DES . . .

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FibDex® Der aus Nanocellulose auf Holzbasis hergestellte Wundverband FibDex wurde von UPM in Zusammenarbeit mit Forschenden und Pflegepersonal entwickelt. FibDex wird bei Hauttransplantationen zur Behandlung der Spenerbereiche eingesetzt und beschleunigt die Heilung.

Feuchte Heilung Der Forscher George D. Winter fand als Erster heraus, dass Wunden in einer dauerhaft optimal feuchten Umgebung besser heilen. Diese Methode wurde in den folgenden Jahrzehnten zur gängigen Praxis.

1960 ER JAHRE

1950 ER JAHRE Synthetische Verbände Mit neuen synthetischen Materialien wie Nylon und Polyethylen konnten Forschende und ärztliches Personal Wunden besser schützen und den natürlichen

1970 ER JAHRE Hydrogel Hydrogelverbände bestehen aus komplexen hydrophilen Bedingungen für die Geweberegeneration sowie eine kühlende Wirkung zur Schmerzlinderung. Polymeren und bieten optimale

2020 ER JAHRE

Heilungsprozess beschleunigen.

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DAS IST

Jamie Hyneman: der neugierige Professor

Als die erfolgreiche TV-Serie MythBusters zu Ende ging, wollte Jamie Hyneman sich auch in der realen Welt einen Namen machen. Bisher hat er einen Drohnenjäger und ein ferngesteuertes Feuerwehrfahrzeug entworfen und gebaut. Im Rahmen seiner Tätigkeit als Professor of Practice an der Technischen Universität Lappeenranta (LUT) in Finnland arbeitet er momentan an einem Telepräsenzroboter aus baltischem Sperrholz.

Jamie Hyneman , Erfinder und ehemaliger Hauptdarsteller der Serie MythBusters – Die Wissensjäger unterbricht die Arbeit in seiner Werkstatt in Kalifornien für ein Gespräch über das ungenutzte Potenzial von Holz und die Kraft der Neugier.

Von Asa Butcher Fotos Teemu Leinonen, LUT

IM RAMPENL ICHT

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Wie waren Ihre bisherigen Erfahrungen als Professor an einer finnischen Universität? DieFernvorlesungenvonKalifornienauswareneineHerausforderung, aber geradebauenwir fast ganz ausbaltischemHolz einenTelepräsenz- roboter, durch den ich zumindest ein bisschen vor Ort sein kann. Er lässt sich ganz flach in Einzelteilen verpacken, wie IKEA-Möbel. Bei dem Roboter bestehen sogar einige Buchsen, Lager und Gewindespin deln ausHolz. Dafür habenwir einfach Löcher gebohrt undmit Öl oder Fett imprägniert (weitere Informationen auf Seite 54). Ich bin jedes Jahr für ein oder zwei Wochen in Finnland, aber dabei fühle ich mich immer wie ein Promi, der nur kurz auftaucht, mit den Leuten redet und dann wieder verschwindet. So kann ich leider nicht mit den Studenten in einen Diskurs über meine Ideen treten. Das wäre mir wichtig. Ich möchte ihnen eine ausgewogene Ausbildung bieten, inder sie das, was sie indenVorlesungen lernen, selbst auspro bieren können. Ambesten kannman etwas verinnerlichen, wennman selbst Hand anlegt. Wie wichtig ist es, den Studenten der LUT etwas über nachhal tigeWerkstofftechnik beizubringen? Dieses Thema ist einer der Schwerpunkte des Jamie Hyneman Centers, und auch die LUT legt darauf seit Langem großen Wert. Als ich in Finnland ankam, erkannte ich, dass Holz als natürliche Ressource reichlich vorhanden ist und dass es die finnische Kultur maßgeblich geprägt hat. Ich habe mit UPM darüber gesprochen, wie wichtig es ist, nachhaltige Produkte in die Lieferkette einzubinden. Erfindungen und neue Ansätze können erst dann ihre volle Wirkung entfalten, wenn sie tatsächlich genutzt und vermarktetwerden. Tatsa che ist, dass die Einführung von Neuentwicklungen immer mit Kos ten verbunden ist. Waren Sie im Laufe Ihrer Karriere immer darauf bedacht, das Konzept der Nachhaltigkeit in Ihre Forschungsarbeit zu inte- grieren?

mawandel mit sich bringt, und wir haben zu lange herumgetrödelt und zu wenig unternommen. Ich möchte, dass wir so viel Arbeit wie möglich in nachhaltige Strukturen und verantwortungsvolles Res sourcenmanagement stecken, bevor es zu spät ist. Welche Materialien haben noch ungenutztes Potenzial? Ich bin schon lange von Holzwerkstoffen fasziniert. Leim- und Sperr- holz sind ja schon langebekannt, aber ichdenke, dass eshiernochEnt- wicklungspotenzial gibt. An der LUT haben wir mit sehr belastbaren, fachwerkähnlichen Konstruktionen experimentiert. Mit solchen Dreiecksformen kön nen wir die gesamte Holzstruktur leichter machen. Zusammen mit den Studenten habe ich einen Sperrholzträger hergestellt, der die Dimensionen von handelsüblichen Leimholzträgern, aber nur ein Zehntel ihres Gewichts hat. Mit einem der Wägezellentester der LUT werden wir das Leimholz und dann unsere Fachwerkstruktur testen, um den Leistungsunterschied zu ermitteln. Wenn unser Produkt 50 % der Belastung aushält, ist das schon ein Erfolg. Bei der Suche nach Möglichkeiten zur Minimierung der benötigten Masse entsteht eine Feedbackschleife, die dafür sorgt, dass die Produkte immer leichter und belastbarer werden. Welche anderen Innovationen interessieren Sie? Ich habe gesehen, dass Holz statt Polyurethan oder Styropor für die Herstellung von Schaumstoffen eingesetzt wird. Ich glaube, man pul verisiert dafür einHolzprodukt oder polarisiert Cellulose aus Bäumen und versetzt das dann in einer Suspensionmit Gas. Lignin und andere chemische Komponenten auf Holzbasis bilden den Klebstoff, der die fein gemahlenen Partikel zusammenhält. Der Schaumstoff hat eine hervorragende Isolierwirkung und kann komplett ohne Erdöl hergestellt werden. Wenn ein solcher Schaum stoff auf der Deponie entsorgt wird, zersetzt er sich auf natürliche Weise und es entstehen keine Umweltschäden. Holz kann auf unendlich viele Arten verarbeitet werden. Mein größtes Pro-

Ich bin auf einer Apfelplantage imMittlerenWesten der USA aufgewachsen und konnte mit eigenen Au gen sehen, welchen Fußabdruck wir darauf hinter ließen. Es gab mehrere kleine Seen auf dem Grund stück, die kristallklar und voller Fische waren. Doch nachdemmein Vater die Obstplantage jahrelangmit modernen landwirtschaftlichen Praktiken bear beitet hatte, wurden die Seen trüb und die Fische verschwanden. Seitdem tue ich alles, um meinen Fußabdruck zuminimieren. Nachhaltige Technik kann die Welt tiefgreifend beeinflussen. Wir wissen, welche Probleme der Kli

blem ist jedoch, dass das sofort nach hinten losgehen kann,wennForstwirtschaftundHolzerntenichtnach haltig betrieben werden. Was ist Ihrer Meinung nach die Grundlage von Innovationen? Letztendlich ist es Neugier. Junge Menschen sind von Haus aus neugierig. Wenn sie spielen, probie- ren sie Dinge aus und stellen Fragen. Ein Ausbil dungssystem, das auf Indoktrination beruht, anstatt die Schüler zu Fragen zu ermutigen, ist nicht förder lich für Innovationen. Das haben wir entdeckt, als wirMythBusters drehten.

„[Ich erkannte], dass Holz als natürliche Ressource reichlich vorhanden ist und dass es die finnische Kultur maßgeblich geprägt hat.“

Wir waren spielfreudig und zerstörten Sachen – das verlieh unserem Konzept eine rebellische Note. Dem Publikum gefiel das. Wir waren wie Kinder, die lernten, mit der Welt umzugehen. Wenn man dabei methodisch vorgeht, kannman so Einiges auf die Beine stellen.

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KURZME LDUNGEN

UPMForest Action – neues Programm für verantwortungsvolle Waldnutzung

Mit unserem neuen bis 2030 angelegten globalen Programm für verantwortungsvolle Waldnutzung legen wir die Messlatte für die kontinuierliche Weiterentwicklung branchenführender Forstwirtschaftspraktiken wieder ein Stück höher. UPM Forest Action umfasst Ziele zu Klimaschutz und biologischer Vielfalt. Darüber hinaus berücksichtigt das Programm Nachhaltigkeitskriterien wie Boden- und Wasserschutz und wirtschaftliche und gesellschaftliche Verantwortung. Wir werden die geplanten Maßnahmen in den unternehmenseigenen Wäldern und Plantagen umsetzen und entlang unserer gesamten Holzlieferkette fördern. Zur Steigerung der positiven Auswirkungen werden wir stets die örtlichen Gegebenheiten berücksichtigen.

SAUBERERE VERSANDLÖSUNGEN IN SICHT

WERKE FEIERN 150. JUBILÄUM

EcoVadis hat UPM aufgrund seiner Leistungen im Bereich Nachhaltigkeit eine Platin Auszeichnung verliehen. Die Bewertung hilft Kunden, die Nachhaltigkeitsleistung ihrer Lieferanten einzuschätzen. PLATIN AUSZEICHNUNG VON ECOVADIS

Im Jahr 1872 gingen die Holzschleiferei Verla und die Papierfabriken Kymi und Kuusankoski in Betrieb. Im gleichen Jahr wurden das Sägewerk Seikku in Pori und die Holzschleiferei und Papierfabrik in Valkeakoski gegründet, wobei die Produktion in Valkeakoski erst im Jahr 1873 aufgenommen wurde.

UPM ist das erste als Befrachter und Charterer

agierende Unternehmen in Finnland, das die Abwässer seiner Schiffstransporte an Land ablassen und bei der Abwasserbehandlung Kreislauflösungen einsetzen wird. Das neue Betriebsmodell wird in vier wichtigen Häfen in Finnland eingeführt.

Nur 1 % der 90.000 weltweit bewerteten Unternehmen erhält die Platin-Auszeichnung.

150 Jahre

WACHSTUM BEI HAFTMATERIAL

Durch die Übernahme der AMC AG wird UPM seine Position in Mitteleuropa stärken und sein Produktangebot um neue Selbstklebeprodukte erweitern. AMC wurde 1996 in Deutschland gegründet

und beschäftigt über 300 Mitarbeitende in zwei Fabriken.

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Finnland Im Hafen von

Deutschland Auf der weltweit größten Fachmesse für Gummiverarbeitung wurden die UPM BioMotion™ Renewable Functional Fillers (RFF, erneuerbare funktionale Füllstoffe) vorgestellt. Die Innovation gilt als wichtigstes

Pietarsaari wurde die erste Ladung Zellstoff auf die Lady Marie Christine geladen, eines der neuesten Schiffe im Seetransport, das mit Flüssigas (LNG) oder Schiffsdiesel betrieben werden kann. Die Zellstoffballen sind für Kunden in verschiedenen europäischen Ländern bestimmt.

Nachhaltigkeitsprojekt in der Elastomer- und Gummibranche.

E U R O P E

N O R T H A M E R I C A

Deutschland UPM Nordland Papier hat ein mit Erdgas betriebenes KWK Kraftwerk in Betrieb genommen. Es wird geschätzt, dass diese Investition unsere CO₂-Emissionen um ca. 300.000 Tonnen senken wird.

A S I A

A F R I C A

Südkorea UPM Biochemicals und Dongsung

Chemical werden eine strategische Partnerschaft schließen,

S O U T H A M E R I C A

um erneuerbare Produkte auf der

Grundlage biobasierter Rohstoffe zu entwickeln, beginnend mit Materialien für die Schuhproduktion. Die Partnerschaft zielt auf den asiatischen Markt und seine große Textil- und Schuhindustrie ab.

A U S T R A L I A

Uruguay In Paysandú eröffnete unser erstes auf Eukalyptusplantagen spezialisiertes forstwirtschaftliches Forschungszentrum. In der neuen Anlage sind rund 60 Mitarbeitende aus den Bereichen Agrarwissenschaft, Waldgesundheit, Forschung, Holzqualität, Chemie und Betriebstechnik tätig.

UPM Nachrichten aus aller Welt NEUIGKEITEN UND EINBLICKE AUS UNSEREM GLOBALEN BETRIEBSNETZWERK

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Ein revolutionäres Pulver

Wie kann die Gummi- und Kunststoffbranche revolutioniert werden? Die Antwort lautet: mit zu 100 % erneuerbaren funktionalen Füllstoffen (RFF) auf Holzbasis. Damit können jährlich 15 Millionen Tonnen Industrieruß und gefällte Kieselsäure eingespart werden. RFF können dank ihrer einzigartigen Eigenschaften diese beiden CO 2 -intensiven Produkte ersetzen und dadurch den ökologischen Fußabdruck von Gummi und Kunststoff deutlich reduzieren. Darüber hinaus bieten sie technische Vorteile, die dem heute eingesetzten Produktmix fehlen. RFF werden aus nachhaltig produziertem Laubholz hergestellt und sind um mindestens 25 % leichter als herkömmliche Füllstoffe. Dadurch bieten sie eine höhere Materialeffizienz und ermöglichen einen sparsamen Brennstoffeinsatz. RFF eignen sich für eine Reihe an Anwendungen geeignet und gelten als echter Gamechanger.

Photography UPM

MOMENTAUFNAHME

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Materialien für die Zukunft

Im Bauwesen werden zunehmend Holzwerkstoffe wie Brettsperrholz verwendet, die aus nachhaltig bewirtschafteten Wäldern stammen.

Von Ndéla Faye Fotos UPM, Mike Karlsson Lundgren, Getty Images, XPRIZE, David Kelly Crow

DAS GROSSE GANZE

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Die Weltbevölkerung wird bis 2050 auf 9,7 MilliardenMenschen ansteigen. Um unsere heutige Lebensweise beizubehalten, bräuchten wir die Ressourcen von drei Erden. Was wird zur Verringerung des Ressourcenverbrauchs unternommen, und welche Folgen haben die Maßnahmen für unser Konsumverhalten?

D ie verschiedenen Entwicklungsepochen der Menschheit werden nach denMaterialien be nannt, die für das jeweilige Zeitalter prägend waren. Ihre Bedeutung ist unermesslich. Man könntedurchaus behaupten, dassFortschritte in der Materialwissenschaft und die Ent- wicklung der menschlichen Zivilisation eng miteinander verknüpft sind. Die Entdeckung und Nutzbarmachung von Bronze, Eisen und in jüngerer Zeit auchÖlundAluminiumspieleneinezentraleRolleindermensch- lichenEntwicklung. Aberwohinhat uns die unaufhörliche Suche nach demnächstenweltbewegendenMaterial geführt? DerAnfangdesJahres veröffentlichteSechsteSachstandsbericht des Weltklimarats (IPCC) warnt, dass wir „jetzt oder nie“ han deln müssen, wenn wir eine vollständige Klimakatastrophe ver hindern und die globalenKlimaziele erreichenwollen. Unsere übermäßige Abhängigkeit von fossilen Ressourcen ist nicht mehr tragbar. Zum Glück für uns und unseren Planeten gibt es auf dem Gebiet der Materialwissenschaft laufend neue Fortschritte, mit denen sich unsere weltweiten Probleme mög- licherweise beheben lassen. Menschen aus Wissenschaft, Tech nik undForschung sindunablässig auf der Suche nachLösungen für eine bessere Zukunft für die Menschheit. Währenddessen tickt die Zeitbombe des Klimawandels, des Bevölkerungswachs tums, derRohstoffknappheitundandererdrohenderKatastrophen. Der Kreislaufwirtschaft gehört die Zukunft Jahrzehntelang unermüdlich an der Entschärfung dieser Bombe gearbeitet hat zum Beispiel Emily A. Carter , Inhaberin des Gerhard R. Andlinger Lehrstuhls für Energie und Umwelt und Professorin für Maschinenbau und Luftfahrttechnik an der Princeton University. Ihre aktuelle Forschung wird von den US-Ministerien für Energie undVerteidigung unterstützt. Carter ist überzeugt, dass wir eine Kreislaufwirtschaft schaf fen müssen: „Wir gewinnen seit Jahrhunderten Kohlenstoff aus dem Boden. Wir dürfen nun nicht diejenigen verteufeln, die die

Emily A. Carter, Princeton University.

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Der Berg Taihang in China ist großflächig mit Solarmodulen bestückt.

Innovation auf diesem Gebiet vorangetrieben haben. Schließlich ha ben wir ihnen unsere heutige Lebensweise zu verdanken. Die Innovato- ren konnten damals nicht wissen, wie sehr ihre Errungenschaften die Zukunft unseres Planeten gefährden würden. Jetzt, da wir mehr wis sen, müssenwir es bessermachen.“ In Zukunft werden Recycling, Wiederverwendung und Upcycling wahrscheinlich die Regel sein. „Außerdem müssen wir die Recycling verfahrenweiterentwickelnundneueWegefinden, umKunststoffeund Batterien effektiver zu recyceln“, soCarter. NeueMaterialien in Arbeit Laut dem finnischen Innovationsfonds Sitra kann die Einführung der Kreislaufwirtschaft in den vier Schlüsselbranchen Ernährung und Landwirtschaft, Bauwesen, Textilien sowie Forstwirtschaft den welt weiten Rückgang der biologischen Vielfalt aufhalten und dafür sorgen, dass sich die Welt wieder erholt. Kari Herlevi , Project Director bei Sitra, weist jedoch darauf hin, dass wir dazu die Art undWeise, wie wir Produkte und Materialien herstellen, verbrauchen und handhaben, tiefgreifend verändernmüssen. Dazu gehört auch, dass wir unsere Brenn- und Treibstoffnutzung grundlegend überdenken. Wasserstoff wird oft als der Brennstoff der Zukunft dargestellt. Carterweist jedochdarauf hin, dass bei derHerstel lung von 95%desmomentan vor allemals Kraftstoff eingesetztenWas- serstoffsKohlendioxidfreigesetztwird.EswäreeinenormerFortschritt, wen wir in Industrie, Lagerhaltung, Transportwesen und Stromerzeu gung einen vollständig grünenBrennstoffeinsetzenkönnten. In ihrer aktuellen Forschung konzentriert sich Carter auf das Ver ständnis und die Entwicklung vonMaterialien für eine nachhaltige En ergieerzeugung. Seit mehreren Jahren arbeitet sie mit Kooperations- partnern an der Arizona State University daran, Solarenergie so umzu wandeln, dass sie für die Erzeugung von „grünem“ Wasserstoff durch thermochemische Wasserspaltung genutzt werden kann. Wasserstoff aus Sonnenlicht würde bei seiner Verbrennung keine Treibhausgase, sondernnurWasser erzeugen. „Wir haben in letzter Zeit einige spannendeErgebnisse erzielt, zude nenwir einewissenschaftliche Arbeit vorlegenwerden. Auf der Grund

lage unserer Quantenmodelle habenwir ein neuesMaterial entwickelt, dessenLeistungsfähigkeit durchExperimenteweitererMitarbeitender in Forschungseinrichtungen des US-Energieministeriums bestätigt wurde. Viel mehr kann ich derzeit noch nicht sagen“, berichtet sie. Darüber hinaus arbeitet Carter gemeinsam mit Wissenschaftler innen und Wissenschaftlern der Rice University in Houston an einer Nanotechnologie, die fossilen Kohlenstoff verdrängen soll und die Chemiebranche durch die Wiederverwendung von Treibhausgasen zur Herstellung von Chemikalien und Brennstoffen revolutionieren könnte. Sie glaubt, dass Anreize geschaffenwerdenmüssen, umVeränderun gen und Innovationen voranzutreiben. „Ich wünschte, alle würden sehen, dass unser Planet brennt. Ich wünschte, alle würden erkennen, dass wir nicht nur an uns selbst denken, sondern den Klimawandel bekämpfenmüssen“, fügt sie hinzu. Anreize für Innovationen Anreize für Innovationen zu schaffen, ist das zentrale Anliegen der XPRIZE Foundation. Die gemeinnützige Organisation plant und ver-

anstaltet groß angelegte, weltweite Wet tbewerbe und unterstützt durch Crowd sourcing die Suche nach Lösungen für einige der größten Herausforderun gen der Menschheit. Im Bauwesen werden zunehmend Holzwerkstoffe wie Brettsperrholz verwendet, die aus nach haltig bewirtschafteten Wäldern stam men. „Unsere Vision ist es, gemeinsam eine Zukunft mit ausreichend Res sourcen, Hoffnung und Gerechtigkeit für dieMensch heit zu schaffen. Dafür identifizieren wir die Hindernisse und

Anousheh Ansari, XPRIZE Foundation.

Herausforderungen, die es zu überwinden gilt, und schaffen Anreize für radikale Umbrüche zum Wohle der Menschheit“, so Anousheh Ansari , CEOder XPRIZEFoundation, zusammenfassend.

DAS GROSSE GANZE

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Neue Fortschritte in der Materialwissenschaft lösen globale Herausforderungen.

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Eines der Gewinnerteams des XPRIZE-Wettbewerbs spritzt CO 2 -Emissionen aus Kraftwerken und anderen Industrieanlagen in Beton ein, der dann im Bauwesen eingesetzt wird. Mit diesem Verfahren verbessert das Team die CO 2 -Bilanz der Branche.

DAS GROSSE GANZE

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a)

b)

c)

d)

Es gibt immer mehr Endanwendungen für holzbasierte Produkte: a) Sessel aus celluloseverstärktem Bioverbundstoff, b) nachhaltige Verpackungsmaterialien aus Zellstoff, c) Holzsatellit aus Birkensperrholz, d) nachhaltige Kraftstoffe aus Rohtallöl.

Zukunft der Materialinnovation Im Hinblick auf die Entwicklung von Materialien für die Zu- kunft forderte der NRG COSIA Carbon XPRIZE Teams auf, als Abfall anfallendes Kohlendioxid in wertvolle Produkte zu ver wandeln. Eines der Gewinnerteams konzentriert sich darauf, die CO₂-Emissionen aus Kraftwerken und anderen Industrieanlagen in Beton einzuspritzen, der dann imBauwesen eingesetzt werden kann. So hilft das Team der Branche, ihren Fußabdruck zu redu- zieren. Ansari blickt voller Begeisterung und Zuversicht auf die Mög- lichkeiten, die einige Forschungsergebnisse bieten: „Unserer Meinung nach hat diese Technologie das Potenzial, in unserer Gesellschaft tiefgreifende Veränderungen herbeizuführen.“ Wer weiß, was das nächste Zeitalter unserer Zivilisation bringt und nach welchemMaterial es benannt werden wird? Indem wir gemeinsam an diesen dringend benötigten Lösungen arbeiten, können wir dafür sorgen, dass wir nachhaltig leben und nur die Ressourcen verbrauchen, die auf einer Erde zur Verfügung ste hen.

Das Modell hat sich auch außerhalb der globalen Wirtschaft und politischen Systeme als erfolgreich erwiesen. Das Hauptziel ist es, Wirkung zu erzielen. Ansari ist grundsätzlich der Ansicht, dass viele Menschen auf derWelt Gutes tun und anderen helfenmöchten. Und genau darum geht es bei XPRIZE. „Am Anfang jeder ehrgeizigen Mission legen wir klare Ziele fest und inspirieren unsere globale Problemlöser-Community zur Entwicklung einer Lösung. Indem wir das Ziel festlegen, aber keinen Lösungsweg vorgeben, lassen wir Raum für innovative Ansätze. So kann die Community die besten und effizientesten Lösungen finden“, erklärt sie. „Für mich als Unternehmerin lag es auf der Hand, dass das In centive-Modell für unsere Zwecke tauglich ist. Da die Entwicklung der Lösungen in diesem Wettbewerb durch Crowdsourcing finan- ziert wird, müssen wir den Incentive erst dann auszahlen, wenn die Lösungen fertig entwickelt und getestet sind. Das reduziert unser Risiko. Seit dem Erfolg des ersten XPRIZE inspirieren wir mit die sem Modell auch in anderen Branchen Innovationen für dringliche Herausforderungen der Menschheit. Die Ergebnisse sind ähnlich gut, wenn nicht sogar besser“, erzählt Ansari.

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Lernen von der Natur Die Natur ist die größte F&E-Abteilung der Welt. Biomimicry bietet denMenschen die Möglichkeit, durch die Übernahme bewährter Prozesse und Strukturen aus der Natur nachhaltige Innovationen für die Transformation unseres Planeten zu entwickeln.

Ansicht des neuen Nationalversammlungsgebäudes, das in Porto-Novo, der Hauptstadt von Benin, gebaut wird.

REPORTAGE

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Von Beetle Holloway Fotos Kéré Architecture, Getty Images, Biome Renewables, Airbus AlbatrossONE, Sharklet Technologies

V om Himmel bis zum Meer, von den Tropen bis hin zu den gemäßigten Zonen: Die Erde ist ein ineinandergreifendes Netzwerk natürli- cher Forschungs- undEntwicklungslabore, das Innovationen hervorbringt, die nachweislich funktionieren und die sowohl effizient als auch vonNatur aus nachhaltig sind. Die Natur hat ihre Lösungen über 3,8 Milliarden Jahre lang erprobt, getestet und perfektioniert. Sie sind speziell auf das jeweilige örtliche Ökosystem zugeschnitten und nachhaltig und robust zugleich. Die Produktionslinien der Natur arbeiten mit höchster Effizienz, ohne Abfall zu hinterlassen. Wenn doch die Menschheit die Baupläne der Natur ausleihen könnte, um ihre eigenenHerausforderungen zu bewältigen … Das ist der Grundgedanke hinter „Biomimicry“: von der Na tur lernen, um nachhaltige Lösungen für unsere Probleme zu finden. Obwohl Biomimicry nicht neu ist, hat der Klimawandel den Bedarf der Menschheit an Kreislauflösungen erhöht. „Die Natur erschafft Dinge mit viel weniger Komponenten“, sagt Richard James MacCowan , Gründer des Biomimicry Inno vation Lab. „WürdenwirMaterialien einsetzen, die in der Natur wachsen und nicht erst hergestellt werdenmüssen, könntenwir eine massive Reduzierung von Ressourcenbedarf, Abfällen und Energieverbrauch bewirken und das Potenzial der Kreislauf wirtschaft nutzen.“

Biomimicry kann in fast allen Branchen angewendet werden; Beispiele sind die Aerodynamik des Vogelflugs als Inspiration für moderne Transportmittel oder der Einsatz von Hochleistungsfasern aus Spinnenseide für Infrastrukturprojekte. Könnten von den Inge nieuren der Natur inspirierte Innovationen die Entwicklungsrich tung derMenschheit und die unseres Zuhauses verändern?Diese fünf In der Architektur lässt man sich schon lange von der Natur inspirier en: für den Bau werden natürliche Rohstoffe verwendet, die Ästhetik der Natur dient als Vorbild für eine attraktive Optik und an die Natur angelehnte Strukturen sorgen für Stabilität gegenNaturgewalten. Für die zukünftige Nationalversammlung von Benin hat Biomimicry je doch auch eine kulturelle Bedeutung. In der westafrikanischen Tradition ist ein „Palaver-Baum“ ein bestimmter Baum in der Gemeinde (meist ein Affenbrotbaum oder ein Kapokbaum), in dessen Schatten öffentliche Zusammenkünfte und Debatten abgehalten werden. Dies macht ihn zur perfekten In spiration für das neue 35.000m² große Parlamentsgebäude in Benins Hauptstadt Porto-Novo. Das von Kéré Architecture entworfene Gebäude teilt sich, ähnlich wiederPalaver-Baum, ineinenbreitenStammundeinweitesKronen dach: Der Stamm ist hohl und belüftet und beleuchtet einen großen zentralen Innenhof, während das Dach aus frei liegenden Decken balken gebildet wird, die Baumästen nachempfunden sind und das Sonnenlicht filtern. Diese umwerfende Architektur verkörpert nicht nur Benins kulturelle Identität, sondern auch die effiziente Nutzung von Raum und Licht sowie die Reduzierung von Energieverbrauch und Abfällen. öffentliche Zusammenkünfte und Debatten abgehalten werden. biomimetischen Beispiele bieten dafür gute Argumente. Architektur – Nationalversammlung von Benin Ein „Palaver-Baum“ ist ein bestimmter Baum in einer Gemeinde, in dessen Schatten

Energie – Windenergieanlagen nach dem Vorbild von Eisvogel und Ahornsamen Der Eisvogel und der Ahornsamen: Was klingt wie ein Märchen, ist eigentlich eine Geschichte vonDrehmo ment, Aerodynamik und der Effizienz von Windener gieanlagen. Windenergieanlagen können nur Energie erzeugen, wenn Wind weht, aber sie können aus diesem

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Ein von den überlappenden Schuppen der Haifischhaut inspiriertes Design wird genutzt, um keimfreie Barrieren für medizinische Schläuche zu entwickeln.

ser bis zu fast 70 km/h schnell gleiten können. Nachdembei der Olympiade 2008 einRekord nach demanderen fiel, wurden Badeanzüge aus Haifischhaut verboten. In der Natur jedoch verhindert die einzigartige Struktur der Haifischhaut die Ansiedelung von Parasiten, die auch für andere Meereslebewesen gefährlich sind. Unternehmen wie Sharklet Technologies haben dieses natürliche Design kopiert, umkeimfreie Barrieren für Ober flächen in Krankenhäusern und medizinische Schläuche, wie z. B. Katheter und Endotrachealschläuche, zu entwickeln und sie vor Bakterienansiedelung zu schützen. Man könnte sagen, dass dank Die Modebranche braucht ein nachhaltiges Umstyling. Laut dem UN-Umweltprogramm ist die globale Modebranche für 10 % des Kohlendioxidausstoßes und ein Fünftel der Kunststoffproduktion (hauptsächlich durch Polyester) verantwortlich; 87 % der für Klei dung verwendeten Fasern werden weggeworfen. Glücklicherweise kann Biomimicry als Inspiration fürModedesigns dienen. Ob es umden Anbau von Leder aus Pilzen oder umdie Beobach tung von Schmetterlingen für die Herstellung von farbstofffreien Pigmenten geht – die Modewelt kann Lösungen aus der Natur so- wohl nutzen als auchnachahmen. Lotusblumenetwa sind superhy Biomimicry der Killer zumLebensretter wird. Mode – von Lotus inspirierte Kleidung

Wind das meiste herausholen, wen sie „Root Leakage“ reduzieren. Dabei handelt es sich um ein Problem mit dem Luftstrom, das Kraft aus den Rotorblättern zieht und zu Turbulenzen führt. BiomeRenewableshatsichfürdieLösungdesProblemsandenLuft strom-Experten der Natur orientiert. Der PowerCone des Unterneh mens ist einerseits vom Schnabel des Eisvogels und andererseits vom Samen des Ahornbaums inspiriert. Eisvögel können Flüssigkeit (im Fall derWindenergieanlage Luft) präzise umsich herumbewegen und so ohne jedeWellenbildung imWasser tauchen. Ahornsamen fallen so zu Boden, dass sie auf möglichst geringen Luftwiderstand treffen. Ro torblätter mit einem solchen Design „ernten“ mehr Wind und lenken denWind so, dass die Leistung desWindrads steigt. Das Ergebnis? Ein 51%iger Anstieg der aerodynamischen Effizienz, eine Steigerung der jährlichen Energieproduktion um6%und weniger Lärm. Medizin – Medizinische Haifischhaut-Schläuche Bei Haien denkt man wohl zuallererst an „Der weiße Hai“ und an scharfe Zähne. Bald könnte eines der gefährlichsten Raubtiere des Ozeans jedoch für seine Haut bekannt sein. Als Resultat einer natürlichen Produktentwicklung von mindestens 450 Millionen Jahren besteht moderne Haifischhaut aus überlappenden Schup pen, die als Dermaldentikel („kleine Hautzähne“) bezeichnet werden. Diese reduzieren Turbulenzen, wodurch Haie unter Was-

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Die klappbaren Flügelspitzen von Albatrossen, mit denen die Vögel sich auf Langstreckenflügen an die Windgeschwindigkeit anpassen können, haben die klappbaren

Flügelspitzen des Airbus AlbatrossONE inspiriert.

drophob. WennWasser auf die Blumenoberfläche trifft, perlt es einfach ab und entfernt gleichzeitig Schmutz oder Staubansam mlungen. So sind vom Lotus inspirierte Mäntel nicht nur was serdicht, sondern auch selbstreinigend, was ihre Haltbarkeit und Lebensdauer erhöht und gleichzeitig die Notwendigkeit re gelmäßiger Wäschen reduziert. Bei extrem schmutzanfälligen Kleidungsstücken, wie Mechaniker- oder Babykleidung, ist das Potenzial für Abfall- undWassereinsparungen enorm. Transport – durch Vögel inspirierte Flugzeuge Seit die Gebrüder Wright ihr erstes Flugzeug entwickelten, indem sie den Flug und die Lateralbalance von Tauben unter suchten, warendiePioniere der Luft- undRaumfahrt immer be geisterte Ornithologen. Angefangen bei der Beobachtung von in

Auswirkungen von Turbulenzen und Windböen bekämpfen kann. Die Luftfahrt mag eine der größten Errungenschaften der Menschheit sein, aber sie ist auch eine der umstrittensten. Biomimicry hat das Po tenzial, das zu ändern. Eine natürlicheWelt voller Möglichkeiten Biomimicry betrifft alle Bereiche menschlichen Handelns und ist dort angesiedelt, wo es eine Überschneidung zwisch- en Wissenschaft, Wirtschaft und Unternehmensführung gibt und universitäre Forschung, industrielle Produktion und zi- vile Planung zusammengeführt werden können, um die Herausforderungen derWelt zu bewältigen. Aber nur weil die natürliche Welt etwas kann, heißt das nicht, dass wir es auch tun sollten. „Eine der großen Heraus forderungen ist Design Thinking“, sagt MacCowan. „Früher hat die Wissenschaft revolutionäre Innovationen entwickelt, einfach weil sie es konnte, aber jetzt sollte die Lösung von Problemen imVordergrund stehen. Gibt es einenBedarf?Gibt es ein Problem, das zu lösen ist?“ Darüber hinaus macht das bloße Kopieren von Bioengi neering das menschliche Ingenieurwesen nicht automatisch nachhaltig. Auch die Produktionsprozesse und Materialien, die zur Erstellung dieser biomimetischen Konstruktionen verwendet werden, müssen nachhaltig sein. Dazu würde etwa der Anbau von Pilzen für Verpackungen zählen oder die Ver wendung des physikalischen „Schnappverschluss"-Prinzips einer Venus-Fliegenfalle für das Schließen von Unterwas- ser-Scharnieren ohne künstlich erzeugte Energie. Es geht grundsätzlich um die Entscheidungsfindung. Ganz gleich, ob es um Rohstoffe, Prozesse oder Strukturen in der Natur geht: Biomimicry verfügt über eine Reihe bahnbre- chenderMöglichkeiten für dieMenschheit. Es liegt an uns, sie intelligent zu nutzen.

V-Formation fliegenden Gänsevögeln zur Sen kung des Kraftstoffverbrauchs bei Paarflügen bis hin zur Analyse der Flügel- und Schwanz- struktur von Greifvögeln für eine bessere Kontrolle des Flugverhaltens versuchen Flugzeughersteller wie Airbus, Flugzeuge leichter, umweltfreundlicher, sauberer und leiser zumachen. So haben beispielsweise die klapp- baren Flügelspitzen von Al batrossen, mit denen die Vögel sich auf Lang streckenflügen an die Windgeschwin digkeit anpassen

können, die klappbaren Flügelspitzen des Airbus AlbatrossONE inspiriert, mit denen das Flugzeug den Luft widerstand verringern und die

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– DAS FEHLENDE TEIL IM EUROPÄISCHEN ENERGIE-PUZZLE? Grüner Wasserstoff

Grüner Wasserstoff ist ein Schlüsselfaktor bei den Plänen der Europäischen Union, die Abhängigkeit von fossilen Brennstoffen aus Russland zu verringern. Aber ist er eine Allroundlösung oder nur ein Teil des Puzzles?

Von Natalie Marchant Fotos UPM, Getty Images

REPORTAGE

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Je schneller wir auf erneuerbare Energien und Wasserstoff umsteigen und gleichzei- tig die Energieeffizienz steigern, desto schneller werden wir wirklich unabhäng- ig sein und unser Energiesystem unter Kontrolle bekommen“, so die Präsidentin

der Europäischen Kommission Ursula von der Leyen im Mai. Sie bezieht sich auf die Veröffentlichung des REPowerEU-Plans der Europäischen Kommission. Dieser gilt als Reaktion auf die globale, durch Russlands Angriffskrieg auf die Ukraine aus gelöste Energiekrise und ist Teil des allgemeinen EU-Ziels, bis 2050 die Klimaneutralität zu erreichen. Der Plan sieht vor, dass bis 2030 10 Millionen Tonnen er neuerbarer – oder „grüner“ – Wasserstoff im Inland produziert und 10 Millionen Tonnen importiert werden sollen, um Erdgas, Kohle und Öl in schwer zu dekarbonisierenden Industriezwei gen und imTransportwesen zu ersetzen. GrünerWasserstoffwird durch Elektrolyse hergestellt, indem Wasser in Wasserstoff und Sauerstoff aufgespalten wird. Er bie tet eineReihe vonVorteilen: Er ist zu 100%nachhaltig, speicher bar und extrem vielseitig, da er in Strom oder synthetisches Gas umgewandelt und für gewerbliche und industrielle Zwecke so- wie als Kraftstoff verwendet werden kann. Allerdings muss der grüne Wasserstoff erst irgendwo im großen Stil produziert werden. Die Produktion ist teuer und auf grund der hohen Volatilität ist er schwierig zu speichern und zu transportieren. Daher gibt es seitens der Industrie Bedenken, ob die EU ihre Ziele erfüllen kann. Maßnahmen zur Zielerreichung Um diese Bedenken auszuräumen und die erwartende Nach frage nach erneuerbarem Wasserstoff zu decken, soll laut dem EU-Plan die Produktionskapazität von Elektrolyseuren in der EU erheblich gesteigert werden. TimMcPhie, Sprecher der Eu ropäischen Kommission für Klimaschutzmaßnahmen und En ergie, sagt: „Die europäische Wasserstoffindustrie schätzt, dass in der EU bis 2030 eine Elektrolysekapazität von rund 120 GW benötigt wird, damit das Produktionsziel von 10 Millionen Ton nen erneuerbaremWasserstoff gedeckt werden kann.“

„Die europäische Wasserstoff- industrie schätzt, dass in der EU bis 2030 eine Elektrolyse kapazität von rund 120 GW benötigt wird, damit das Produktionsziel von 10 Millionen Tonnen erneuer baremWasserstoff gedeckt werden kann.“

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Erweistdaraufhin,dassdieeuropäischenHerstellervonElek- trolyseuren bis 2025 eine jährliche Elektrolysekapazität von insgesamt 17,5 GW erreichen wollen, was dem Zehnfachen der aktuellen Zahlen entspricht: „Ziel ist, diese Kapazität bis 2030 entsprechend der erwarteten Nachfrage nach erneuerbarem und kohlenstoffarmemWasserstoff noch weiter zu erhöhen.“ Die Kommission hat zwei Entwürfe für delegierte Rechtsak ten zur Definition und Produktion von erneuerbarem Wasserstoff veröffentlicht und arbeitet an einer Euro in die Forschung und hat kürz- lich dem „Hy2Tech Important Pro ject of Common European Interest“ bis zu 5,4 Mrd. Euro zugesichert. Das Projekt wird von 15 Mitgliedsstaaten unterstützt und soll weitere Investi tionen in Höhe von rund 8,8 Mrd. Euro mobilisieren. Auch werden in den einzelnen EU-Mit gliedsstaaten erhebliche Geldmengen für die Entwicklung von grünemWasserstoff aufgewendet. Tapio Korpeinen, Executive Vice President, UPM Energy, bezweifelt jedoch wie viele andere, dass das ausreicht, um die erforderliche Kapazität zu erreichen. Ihm zufolge sollte grüner Wasserstoff – oder emissionsarmer oder emissionsfreier Was- serstoff, wie er ihn lieber nennt – nicht als Allroundlösung, son dern als Teil eines Puzzles betrachtet werden. „Wasserstoff hat viele Vorteile und gute Eigenschaften, aber es gibt eine Reihe von Herausforderungen, die es zu überwinden gilt. Deshalb er- gibt dieNutzung vonWasserstoff normalerweise nur dann einen Sinn, wenn er als Teil des Puzzles wirtschaftlich ist“, erklärt er. Vorteile und Herausforderungen Die Puzzle-Analogie kam durch Stephen Jackson auf. Er ist Chief Technology and Market Officer bei Hydrogen Europe, einem Gremium, das mehr als 350 Unternehmen, 20 EU-Re gionen und 30 nationale Branchenverbände repräsentiert. „Wir brauchen einen komplementären Lösungsansatz, um wirkungsvolle Emissionsreduzierungen zu erreichen. Wasser stoff ist ein zentraler Bestandteil dieses Puzzles und wird dank seiner langfristigen Speicherfähigkeit und seiner Grundlaster zeugungskapazitäten in vielen europäischen Wirtschaftssek toren gebraucht.“ Eines der größten Bedenken von Korpeinen betrifft die Effi zienz von grünem Wasserstoff. „Wenn man nur Strom und für die Produktion vonWasserstoff in einemElektrolyseur verwen det, gehen etwa 30%der eingesetzten Energie verloren“, sagt er. „Setzt man den Wasserstoff dann in der Brennstoffzelle eines Fahrzeugmotors ein, kommt es zuweiterenEnergieverlusten.“ Grüner Wasserstoff sollte produziert werden, wenn Energie sehr billig ist – z. B. wennWindräder mehr Energie erzeugen, als Reihe von Initiativen, umdieWasserstoffziele in Zusammenarbeit mit der Industrie und anderen Stakeholdern umzusetzen. Darüber hin aus investiert sie zusätzlich 200 Mio.

Grüner Wasserstoff sollte produziert werden, wenn Energie sehr billig ist – z. B. wenn Windräder mehr Energie erzeugen, als verbraucht wird.

verbraucht wird. „Wenn der Wasserstoff nicht unmittelbar genutzt werden kann, sollte er sinnvollerweise für die Produktion von et was eingesetzt werden, das einfacher zu transportieren ist – wie z. B. synthetischer Kraftstoff“, fügt er hinzu. Wasserstoff leistet auch ei nen Beitrag zur Emissionsreduzierung von Industrieprodukten und -prozessen, bei denen dies ansonsten kostspielig oder schwierig ist, wie z. B. beimErsetzen vonKokskohle in der Stahlindustrie. DerWettbewerbsvorteil von UPM UPM Energy erzeugt mit Wasser- und Kernkraft selbst viel emis sionsfreien Stromund ist daher für die Zukunft gut aufgestellt. Auch setzt das Unternehmen in seinen industriellen Prozessen bereits Wasserstoff ein, insbesondere bei der Produktion von erneuerbaren Kraftstoffen. Derzeit baut UPM eine Biochemikalien-Raffinerie in Leuna in Deutschland, um fossile petrochemische Erzeugnisse durch holzbasierte Chemikalien zu ersetzen. Darüber hinaus werden in den Zellstofffabriken von UPM große Mengen an biogenem CO₂ aus Biomasse gewonnen. Biogenes CO₂ wird in Zukunft eine wichtige Ressource für eine komplett nach haltige Wasserstoffwirtschaft sein. Mit diesen Ressourcen in der Hand untersucht UPMaktiv neueMöglichkeiten in derWasserstoff wirtschaft.