UPM-Biofore-Magazine-1-2018-DE

Biofores ight

Die Chemieindustrie steht vor großen Herausforderungen: Zum einen ist das die Einhaltung der von der Europäischen Kommission definierten Klimaziele, zum anderen sieht sie sichmit zunehmenden Erwartungen an die Nachhaltigkeit konfrontiert. Erstens muss aus fossilen Rohstoffen gewonnene Energie weiter reduziert werden. Zweitens muss die Produktnachhal- tigkeit verbessert werden. Und zu guter Letzt müssen die Ressourceneffizienz verbessert, der Rohstoffverbrauch verringert und umweltschädliche Verluststrecken durch die Förderung einer stringenten Kreislaufwirtschaft minimiert werden. Jedoch wird dabei sehr häufig eine Tatsache vergessen, die untrennbar imZusammen- hang mit den oben genannten Herausforderungen steht: Die Chemieindustrie kann nur dann nachhaltiger werden, wenn sie sich für immer von fossilen Rohstoffen wie Rohöl, Erdgas sowie Kohle verabschiedet und ausschließlich erneuerbaren Kohlenstoff als Rohstoff in der organischen Chemie verwendet. Was für den Energiebereich die Entkarbonisierung ist, das ist für die Chemie- und Kunst- stoffindustrie der Wechsel zu Kohlenstoff aus erneuerbaren Quellen. Der gesamte fossile Kohlenstoff, der aus demBoden gewonnen wird, wird früher oder später in die Atmosphäre freigesetzt. Infolgedessen steigt der atmosphärische CO ² -Anteil. Nur ein kompletter Verzicht auf Kohlenstoff kann eine weitere Zunahme des CO ² -Anteils in der Atmosphäre verhindern. Drei Möglichkeiten Es gibt nur drei Quellen von erneuerbaremKohlenstoff. Jede einzelne ist dabei gleichbedeu- tend wichtig imHinblick auf den kompletten Umstieg auf erneuerbaren Kohlenstoff. Alle drei Quellen sollten in der Industrie gleichermaßen zumEinsatz kommen, das erfordert jedoch die Unterstützung von politischen Entscheidungsträgern und Akzeptanz in der Bevölkerung. Die ersteMöglichkeit ist die Gewinnung von erneuerbaremKohlenstoff aus bestehendem Kunststoff und anderen organischen chemischen Produkten durchmechanische und chemi- sche Recyclingverfahren. Eine zweiteMöglichkeit besteht in der Gewinnung aus Biomasse. Die dritteMöglichkeit ist die direkte Gewinnung von erneuerbaremKohlenstoff aus fossilen Punktquellen (solange es sie noch gibt) sowie aus permanenten biogenen Punktquellen und durch Direct Air Capture (Verfahren, bei demCO ² aus der Luft gefiltert wird). Es gibt einige politischeMittel undMaßnahmen, mit denen der Wechsel hin zur Nutzung von erneuerbaremKohlenstoff in der Chemieindustrie durch die oben genannten Maßnahmen gefördert werden kann. Dazu zählen Steuern auf fossile Brennstoffe, die als Rohmaterial verwendet werden, höhere Kosten für CO ² -Emissionen imRahmen des EU-Emissionshandels sowie Vorschriften zur Festlegung von Zielen für den Anteil an erneu- erbaren Rohstoffen in der Produktion sowie zur Berichterstattung, undMindestquoten für Biopolymere.  Erneuerbarer Kohlenstoff – der Schlüssel zu einer nachhaltigen Chemieindustrie

MICHAEL CARUS ist seit langem Befürworter der sogenannten „erneuerbaren Kohlenstoffwirtschaft“ und ein Pionier auf dem Gebiet der Bio- und CO 2 -Ökonomie.

Weitere Informationen finden Sie im vollständigen Bericht: www.bio-based.eu/nova-papers

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