UPM_Biofore-Magazine-2-2017-GER

TEXT HELEN MOSTER   FOTOS JANNE LEHTINEN

Mikael Smolander, Tuija Räsänen und Jutaphak Jarotram verpacken Fichten- setzlinge von Hand.

Eija Hynninen und Jari-Pekka Koskinen überwachen die

Wachstumsbedingungen der Setzlinge an einem Computer im Kontrollraum.

Die Wiege gesunder Wälder

E ines schönen Herbstmorgens besuchen wir eine verschla­ fene Baumschule, die sich auf demLand imOsten Finnlands befindet. Wir sind in Joroinen, wo ein für die geografische Lage ausgenommen warmes Mikroklima herrscht. Der Boden ist für den Anbau gut geeignet, da es in der Nähe keine Sümpfe oder Moore gibt, die eine abkühlendeWirkung haben könnten. Da es sich umden Grund eines ausgetrock­ neten Sees handelt, ist die Erde weich und frei von Steinen. Heute befindet sich hier eine 27 Hektar große Baumschule. Sie ist die einzige Baumschule imBesitz eines Forstwirtschaftsunternehmens in Finnland, die jedes Jahr Hunderte Kilo Saatgut undMillionen von Fichten-, Kiefern- und Birkensetzlingen exportiert. UPM liefert jährlich über 50Millionen Setzlinge in alleWelt, die Eukalyptus­ produktion in Uruguay inbegriffen.

Lebendige Pflanzen und Automatisierung

Die Herbstzeit ist Erntezeit in Finnland. In Joroinen bedeutet dies, die Setzlinge winterfest zumachen. DieMitarbeiter arbeiten weit verstreut in den Gewächshäusern und auf den Anbauflächen imFreien. Auch sie sind in ihre Rolle hineingewachsen und ent­ scheiden oft unabhängig über die beste Pflege für ihre ‚Babys‘. Erfahrungsgemäß dauert es mindestens drei Jahre, umdie ganz besondere Sprache der Setzlinge verstehen zu können. Natürlich beginnt alles mit dem Samen. Aus hochwertigen Samen wächst in weniger als 30 Jahren einWaldmit kräf­ tigen, gesunden Bäumen, der für seinen Besitzer Gewinn abwirft. Dabei ist es ein langer, schwieriger Weg von einem winzigen Samen zu einem ausgewach­ senen Baum. Für diesenWeg möchte die Baumschule in Joroinen optimale Startbedingungen schaffen.

in Finnland gewachsen wären. Immonen kennt den Ursprung jeder einzelnen Saatgutcharge. Daher kann auch für jede Charge, die Joroinen verlässt, die Herkunft genau angegeben werden. Auch bei der Auswahl der Setz­ linge und ihrer Bestimmung gehen die Mitarbeiter der Baumschule sehr sorg­ fältig vor. Entscheidend ist der Genotyp. Nach Norden gehen Setzlinge, deren Samen schon aus demNorden stammen, Saatgut aus dem Süden ergibt Setzlinge, die wieder im Süden gepflanzt werden. Wenn die Zeit der Ernte kommt, kann Immonen den Ursprungsort der Setzlinge an der Farbe erkennen. Setzlinge aus Kainuu imNorden weisen ein kräftiges Dunkelgrün auf, da diese Pflanzen sich früher auf denWinter einstellen als ihre Verwandten aus dem Süden. Immonen geht in die Hocke und erklärt uns den „Farbcode“ an einer Parzelle mit

einjährigen Fichtensetzlingen. „Diese rötlichen Setzlinge hier haben bereits ihreWinterfärbung angenommen“, erläutert sie. Und tatsächlich kannman die verschie­ denen Farbtöne gut unterscheiden, wenn man ganz genau hinsieht. Auf den ersten Blick wirkt die Baumschule wie ein ein­ töniges Meer junger Bäume, aber schon bald erkennt das Auge eine große Vielfalt. Selbstverständlich kann ein ungeübtes Auge nicht mit den Gärtnernmithalten, die sich umdie Setzlinge gekümmert haben seitdemdiese gekeimt sind, und genau wissen, woran sie in den einzelnen Wachstumsphasen robuste Setzlinge erkennen können. „Wir nutzen nur das beste Saatgut, da nur so auch gesundeWälder entstehen. Genau wie beimWein ist kein Jahrgang gleich, und wir erkennen sofort die Unterschiede“, so Immonen.

Saatgut und Setzlinge werden in Baumschulen gehegt und gepflegt – denn ein kräftiger Genpool ist die Voraussetzung für gesunde Wälder.

Geschäftsführerin Anne Immonen fährt mit der Hand sachte durch eine mit Pinien­ samen gefüllte Schale – eine sehr beruhi­ gende Tätigkeit, wie sie findet. In der Schale befinden sich 1,5 Kilogramm Samen, genug für 150.000 Setzlinge und einen Pinien­ wald von rund fünf Hektar Größe. Welch Verschwendung, sie einfach in dieser Schale zu lassen! Aber keine Sorge, diese Samen sind nicht mehr keimfähig – imGegensatz zu all den Chargen in ihren Kunststoff­b ehältern imLager, die exklusiv von finnischen Saatgutproduzenten und aus denWäldern beschafft wurden. Um die Verbreitung von Pflanzenkrankheiten zu verhindern, kauft UPMniemals im Ausland Samen ein; obendrein wüsste man nicht mit Sicherheit, ob derartige Samen und die daraus entstehenden Bäume den harten, schneereichen Bedingungen

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